30. Oktober 2017

Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Phantastische René Clair-Komödie

I Married a Witch (1942)

Mit avantgardistischen Stummfilmen hatte er in Frankreich begonnen, wo er zu frühen Tonfilmzeiten große Komödienklassiker inszenierte: "Le Million" (1931) etwa - oder "À nous la liberté" (1931), welcher als Vorbild für Chaplins "Modern Times" (1936) gilt. Zu dieser Zeit konnte sich Clair auch den Ruf erarbeiten, einer der Meisterregisseure des Tonfilms zu sein. Der Komödie bliebt René Clair auch treu, als es ihn über England nach Hollywood zog: "The Ghost goes West" (1935), seine erste englischsprachige, britische Produktion - die auch eine Reaktion auf einen vorangegangenen Flop Clairs darstellte - bringt aber auch noch ein phantastisches Element in Clairs Schaffen hinein, das er auch in den 40er und 50er Jahren jeweils noch einmal aufgreifen sollte. Im vage an Oscar Wildes "The Canterville Ghost" (1887) erinnernden Film wird das Schloss des titelgebenden Schlossgespenstes aus Großbritannien in die USA transportiert: Auch Clair selbst sollte es bald darauf nach Amerika ziehen. Er inszenierte noch den wenig erfolgreichen "Break the News" (1938) in England, um dann ein unvollendetes Filmprojekt in Frankreich in Angriff zu nehmen, welchem durch den Zweiten Weltkrieg ein Strich durch die Rechnung gemacht worden war.
Mit der leicht enttäuscht aufgenommenen, ziemlich erfolglosen Marlene Dietrich-Komödie "The Flame of New Orleans" (1941) feierte er dann in Hollywood seinen Einstand. Der am 30. Oktober 1942 uraufgeführte "I Married a Witch" (1942) befriedigte Clair-Anhänger dann schon eher: Die so kurze wie kurzweilige Komödie, in der eine einstmals in Salem hingerichtete Hexe als neu entfesselter Geist auf den Nachfahren des verfluchten Hexenjägers trifft, in welchen sie sich aufgrund (un)glücklicher Umstände verliebt, derweil sie ihm eigentlich Schaden zufügen sollte, besitzt ein rasantes Tempo, ist von beachtlicher Leichtigkeit und offenbart gerade Freunden des phantastischen Film eine Menge Charme. Mit Fredric March, Veronica Lake und Susan Hayward prominent besetzt und mit einer äußerst namhaften Crew angefertigt (zu der ungenannt auch Dalton Trumbo als Autor zählte), stieß Clairs kleine Komödie dann auch auf jede Menge Lob & Interesse. (Dass es zwischen March und Lake Reibereien gegeben haben soll, ist dem fertigen Produkt jedenfalls nicht anzumerken.) Roy Webbs Soundtrack erhielt gar eine Oscar-Nominierung. Wie gut der nach wie vor recht beliebte Film gealtert ist, lässt sich daran sehen, dass über 20 Jahre später die TV-Serie "Bewitched" (1964-1972) große Anleihen an Clairs Klassiker vornahm. Indes ist die Geschichte freilich keine Schöpfung von Clair und den Autoren, schließlich liegt eine heute - trotz 1989er Neuauflage - eher etwas vergessene Romanvorlage von Thorne Smith zugrunde, den viele Phantastik-Freunde aber über seine ebenfalls erfolgreich verfilmten Geschichten über das Gespenst Topper kennen dürften. In Smiths humorvoll-phantastischer Vorlage hat Clair in jedem Fall einen Stoff gefunden, der seinem heiter-leichten Tonfall sehr entgegenkam. Einen weiteren Mix aus Humor und Phantastik lieferte Clair dann nochmals in seiner Faust-Stoff-Verfilmung "La beauté du diable" (1950), welche nun aber auch mehr tragische Elemente aufwies. Es war sein zweiter Film seit seiner Rückkehr nach Frankreich gewesen, nachdem er in Hollywood noch "It Happened Tomorrow" (1944) und "And Then There Were None" (1945) abgeliefert hatte. In seinem französischen Nachkriegs-Schaffen werden aber gemeinhin bloß noch "Le silence est d'or" (1947), "La beauté du diable" und "Porte des Lilas" (1957) als würdige Clair-Klassiker gewürdigt. Clairs großer Ruf ergibt sich in erster Linie aus seinen frühen Avantgardefilmen, seinem Ruf als Tonfilm-Meister in den frühen 30er Jahren und seinen besseren Hollywood-Erfolgen.
Die vor über fünf Jahren erschienene, inzwischen scheinbar vergriffene und nicht mehr unbedingt so ganz günstig zu bekommende Veröffentlichung von Studiocanal liefert das "Meisterwerk des poetischen Fantasy-Films" auch mit seiner deutschen Synchro, aber mit wenigen Extras auf DVD (Fassungseintrag von borislav1982). Wer mehr Wert auf Extras liegt und auf die Synchro verzichten kann, hat aber seit knapp vier Jahren noch die Möglichkeit, zur Criterion-DVD zu greifen...

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