Unbreakable (2000)
Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich ein Superhelden-Blockbuster nach dem anderen die Klinke in die Hand gibt und die Kinosäle mit bombastischen Knalleffekten erfüllt. Das war nicht immer so – jedenfalls noch nicht um die Jahrtausendwende herum, als M. Night Shyamalan sich nach seinem Welterfolg "The Sixth Sense" eben einen solchen Superheldenfilm als Sujet auswählte. Klar, es hatte davor bereits Comic-Verfilmungen gegeben, aber sie waren einzelne Farbtupfer und eher die Ausnahme als die Regel: die "Batman"-Reihe, die unter Tim Burton ambitioniert startete und unter Joel Schumacher im peinlichen Bombast ("Batman und Robin") vorerst endete, "The Crow" oder auch "Blade". Sam Raimis "Spider-Man"-Trilogie hingegen war zu jenem Zeitpunkt noch nicht gedreht, und auch die "X-Men"-Filme begannen 2000 erst langsam zu sprießen.
Der am 14. November 2000 uraufgeführte "Unbreakable" hingegen unterschied sich schon damals vom üblichen Superheldenfilm – vor allem darin, dass er gar kein Blockbuster sein will, weil auch die Hauptfigur David Dunn kein klassischer Superheld ist. Nicht die Superkräfte, sondern die Superheldenwerdung steht im Zentrum dieses intimen Dramas. Abermals besetzt Shyamalan Bruce Willis gegen den Strich, dessen Name ähnlich viel Action verspricht, wie es ein Mel Gibson später in "Signs" versprechen sollte, um letztlich nichts davon zu liefern. Der David Dunn in diesem Film ist ein leiser Held, von Traurigkeit erfüllt und mit seinem Leben unglücklich, lethargisch. Eigentlich würde er nie Superheld werden, wenn nicht der an der Glasknochenkrankheit leidende Comicsammler Elijah Price (Samuel L. Jackson) ihn auf den Trichter bringen würde. Dieser sieht in der Tatsache, dass David als Einziger ein Zugunglück unverletzt überlebt hat und überdies sein ganzes Leben lang noch nie krank gewesen ist, den Beweis, dass er übermenschliche Kräfte haben muss.
Alles, was man von einem Film dieses Genres erwarten würde, fehlt hier: Es gibt zwar die klassischen Elemente wie den Superhelden mit Superkräften und seinen Widersacher; der Superheld rettet Menschen vor dem Tod und hat eine große Schwäche wie Superman das Krypton (hier: Wasser); der Superheld trägt ein, wenn auch alltägliches, Kostüm und agiert im Geheimen. Und dennoch stellt Shyamalan diese Elemente nie in den Mittelpunkt: Sie werden beinahe beiläufig präsentiert. Ein Finale im klassischen Sinne fällt aus, die Bilder sind trist und dunkel (fünf Jahre noch, bevor Christopher Nolan mit "Batman Begins" den düsteren Superheldenfilm zur eigenen Kunstform erhob), die Momente, in denen David seine Superkräfte testet, bleiben stets erdgebunden und realistisch, ganz so, als könnte es sich bei David rein zufällig über einen überdurchschnittlich starken Mann handeln.
"Unbreakable" sitzt so stets zwischen den Stühlen, wirft dem Comic-Fan typische Brocken eines Superheldenfilms hin, um dann doch nicht zu liefern: ein meisterhaftes und hervorragend inszeniertes Spiel mit den Zuschauererwartungen, die Shyamalan vorher und auch nachher immer wieder unterlaufen sollte – nicht zuletzt in "Split", der sich erst auf den allerletzten Metern 16 Jahre im "Unbreakable"-Universum verorten lässt, und "Glass", dem Abschlussfilm dieser Trilogie, der einen ebenfalls sehr interessanten Umgang mit seinen Superhelden pflegt.
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