La note bleue (1991)
Andrzej Zulawski ist im Februar dieses Jahres 75jährig verstorben. Ein Krebsleiden hat ihn aus dieser Welt befördert, in der er kurz zuvor allerdings seine letzte Regiearbeit "Cosmos" (2015) abliefern konnte - nach gut 15 Jahren des Pausierens. Es war eine Rückkehr auf den Regiestuhl in den letzten Monaten seines Lebens, eine Rückkehr zur Kunst im Angesicht eines drohenden Todes. Solch ein Abschließen des eigenen Lebenswerkes am Lebensende setzte er vor 25 Jahren in "La note bleue" in Szene: Zulawski, der Pole im Pariser Exil, inszenierte damals das Lebensende Frédéric Chopins, des polnisch-französischen Komponisten im Pariser Exil. Schon damals sahen Kritiker einen sehr persönlichen Film in Zulawskis eigenwilligem Musikerporträt - welches wie Ken Russells Komponistenporträts keinesfalls unumstritten war; dieser Eindruck mag sich nun im Nachhinein noch verstärken.
"La note bleue", am 05. Juni 1991 nicht sehr erfolgreich in Frankreich uraufgeführt, erzählt wie so oft bei Zulawski mit fiebriger Intensität von der Liebe und von der Verachtung, von tiefen Emotionen, welche die Figuren (unter anderem von Sophie Marceau verkörpert) umtreiben, sich impulsiv entladen und bisweilen auch künstlerische Schaffensprozesse bestimmen. Diese teils surreale Phantasmagorie, deren zunehmend elegischer, melancholischer Tonfall den typisch hysterischen Zulawski-Touch dennoch durchgängig erkennen lässt, transportiert die Zerrissenheit der Figuren weit stärker in die Inszenierung als andere Zulawskis: Das im Titel anklingende synästhetische Spiel mit Klang & Farbe, mit dem 'blauen Klang', den Guy de Pourtalés Chopin zugeschrieben hat, wird in "La note bleue" in einen Widerstreit vor allem roter und blauer Töne umgewandelt. Im Widerstreit, in der Reibung und im Leiden liegt bei Zulawski schließlich die Qualität der Kunst, der Liebe und des Lebens. Und hier, in einem seiner 'kleinen' Spätwerke, hat er dafür eine beachtliche Farbdramaturgie gefunden.
Die deutsch-französische Koproduktion liegt hierzulande noch nicht vor, gleichwohl sich die Situation bezüglich Zulawski-Veröffentlichungen in jüngster Zeit erheblich bessert. Die französische DVD von L.C.J Editions kommt gänzlich ohne Untertitel daher (Fassungseintrag von Subway), die italienische DVD von Raro Video mag dank ihrer it. Untertitel zumindest ein wenig hilfreicher sein (Fassungseintrag von PierrotLeFou).
Registrieren/Einloggen im User-Center