Vampyros Lesbos (1971) & Sie tötete in Ekstase (1971)
Es gibt nicht wenige, die die Zeit um 1970 herum als die qualitativ hochwertigste Phase des oftmals abschätzig als Schmuddel-Regisseur bezeichneten Jesús Franco Manera – besser bekannt als Jess Franco – bezeichnen. Das liegt auch daran, dass er seinerzeit teilweise trotz stets geringen Budgets auf angesehene Stars des internationalen Kinos wie zuvorderst Christopher Lee (z.B. in "Nachts, wenn Dracula erwacht") zurückgreifen konnte und sicherlich auch unter dem Einfluss der Hippie-Generation psychedelische Elemente in seine Filme einbaute, die den zumeist logisch kaum bis gar nicht nachvollziehbaren Geschichten nur zugute kamen und den Traumcharakter nur verstärkten.
Auch wenn die 1971 entstandenen "Vampyros Lesbos" – uraufgeführt am 15. Juli 1971 – und "Sie tötete in Ekstase" – uraufgeführt am 10. Dezember 1971 – auf die ganz großen Namen im Cast verzichten, schlagen sie genau in die Kerbe der Traumlogik. In "Vampyros Lesbos" geht es im Zentrum um eine junge Anwältin, die von einer attraktiven Frau träumt und ihr kurz darauf tatsächlich begegnet. Wie sich herausstellt, ist diese eine Vampirin, in deren Bann sie mehr und mehr gerät. "Sie tötete in Ekstase" handelt von einer anderen jungen Frau, die sich an den Männern rächt, die sie für den Selbstmord ihres Gatten verantwortlich macht, indem sie sie mit ihren weiblichen Reizen in diverse Fallen lockt. Die Storys sind dabei lediglich Alibi für sehr farbenfroh ausgestattete und stark dem Surrealismus entliehenen Bilder, die den Zuschauer eher in eine rauschhafte Stimmung versetzen sollen, anstatt erklärt werden zu wollen.
Die deutsch-spanischen Koproduktionen können sich dabei ganz auf ihre betörende Hauptdarstellerin verlassen, die andalusische Schauspielerin, Tänzerin, Sängerin und Malerin Soledad Miranda, die zu der Zeit bis zu ihrem abrupten Tod bei einem Autounfall Francos Muse war und keine Probleme damit hatte, in seinen Filmen weitgehend unbekleidet aufzutreten. Zuvor war sie bei Franco bereits mehrfach vor der Kamera aktiv, aber dies sind zweifellos ihre Paraderollen, bei denen Franco sich ihre Aura am besten zunutze machte.
Die stilistische Ähnlichkeit von "Vampyros Lesbos" und "Sie tötete in Ekstase" liegt darüber hinaus darin begründet, dass Franco denselben Kameramann (Manuel Merino) und dieselben Komponisten (Manfred Hübler und Siegfried Schwab) beschäftigte. Die nicht selten abenteuerlichen Kameraeinstellungen in Kombination mit dem beschwingt-jazzigen Score, der auch in anderen Filmen des Regisseurs und später sogar von Quentin Tarantino in "Jackie Brown" wiederverwendet wurde, tragen ein unverwechselbares Flair, das ihnen selbst diejenigen nicht absprechen können, die Jess Franco stets in die Schublade des Nichtskönners stecken. Klar, in erster Linie war er sicherlich Fließbandarbeiter, aber eine Handschrift lässt sich eindeutig erkennen – und das kann man beileibe nicht von jedem Regisseur behaupten.
Für Freunde des B-Films daher eine klare Empfehlung. Beide Filme liegen bei Illusions UNLTD. films auf Blu-ray-/DVD-Mediabooks vor: Fassungseintrag von andeh & Fassungseintrag von SpeedyGonzales76
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