Westworld (1973)
Am 24. Oktober 1973 erlebte Michael Crichtons "Westworld" seine Uraufführung: Crichtons erste Regiearbeit fürs Kino. Und es ist eine seiner interessantesten bis heute geblieben: auch deshalb, weil sie dem Publikum ansatzweisen den Spiegel vorhält. Denn mit den Settings einer Freizeitpark-Dystopie – dem Wilden Westen, dem Mittelalter, dem alten Rom – werden auch populäre (Sub-)Genres vorgeführt, die im Rahmen der Sci-Fi-Prämisse ebenfalls bedient, kritisiert und unterlaufen werden. Yul Brynner gibt den defekten Western-Revolvermann-Androiden, der die Hauptfigur(en) erbarmungslos hetzt, die eigentlich doch nur ohne Gefahr für das eigene Wohlergehen den Wilden Westen mit allen Klischees durchspielen und eben auch leblose, aber lebensechte Androiden-Kontrahenten im Duell über den Haufen schießen wollten. Aus dem gewalttätigen Spiel wird blutiger Ernst. Das Kino-Publikum kann derweil ohne eigene Gefahr diesen Nervenkitzel genießen und eigene Gefühlslage in die Identifikationsfiguren auf der Leinwand projizieren. Kurzzeitig wird es auch in die Perspektive des Androiden gedrängt: in POV-Einstellungen mit digital bearbeiteten Aufnahmen, die sich hier auch noch in aller Deutlichkeit als solche zeigten, wohingegen sie inzwischen erst eine Simulation der Realität angepeilt hatten und dann eine ganz eigene Ästhetik (die mitunter als Simulation der Realität von Teilen des Publikums geschluckt wird). Ein interessantes kleines Kuriosum ist dabei herausgekommen; recht mainstreamig zwar, da der Mainstream hier die Schablone abgibt, aber doch sehr clever auf die Frage abzielend, warum man selbst diesen Schablonen so viel Faszination entgegenbringt; warum man mit Genugtuung quittiert, das eine positiv konnotierte Figur eine negativ konnotierte Figur über den Haufen schießt oder dass eine männliche Figur die Bewunderung einer weiblichen Figur auf sich zieht.
Mehr? Review von McClane...
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