13. September 2021

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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Shunji Iwais großer Klassiker

Suwaroutoiru (1996)

Bei den Stichworten Kriminalfilm, Sängerin und Kassette wird man vermutlich sofort an Jean-Jacques Beineix' cinéma du look-Klassiker "Diva" (1981) denken. Es sind aber auch die Beigaben aus "Suwaroutoiru": In Iwais großem Filmerfolg der 90er Jahre, an den er bis heute nicht mehr in vergleichbarer Weise anzuknüpfen vermochte, schon gar nicht mit seinem ersten US-Film "Vampire" (2011), gerät die – in der ärmlichen Siedlung Yentown zur Prostituierten gewordene – Sängerin Glico über eine Yakuza-Leiche an eine Kassette, die neben einem Song eine Daten zur Falschgeld-Herstellung enthält. Als Glico – die sich noch um das Mädchen Ageha kümmert, das seine Mutter verloren hat – dann im Yentown-Club, der in der Siedlung vom unerhofften Reichtum erbaut wird, zur erfolgreichen Star-Sängerin avanciert, häufen sich die Probleme: auf der einen Seite sind Schwerkriminelle auf der Jagd nach der Kassette, auf der anderen Seite zeigt ein Plattenlabel großes Interesse an Glico, deren soziale Herkunft jedoch als Makel erscheint... Mit seiner umfangreichen Laufzeit von knapp 150 Minuten, den aufpeitschenden kleinen, aber drastischen Gewaltspitzen, der Farbdramaturgie, den Musikeinlagen und und dem aus Kamerabewegung und Montage erzeugten Rhythmus hat Iwai, der nach seinen Musikvideo-Erfahrungen seine Filme – wie auch "Suwaroutoiru" – meist selber schnitt, ein humorvolles, verspieltes Kriminaldrama vorgelegt, das unter Fans des japanischen Kinos längst Kultstatus besitzt, außerhalb dieser Grenzen aber vielfach noch immer den Ruf eines Geheimtipps besitzt. Der Film, der am 14. September 1996 in Japan seine Premiere erlebte und eventuell schon Anfang September auf dem Festival in Venedig seine Uraufführung erlebte, vereint recht leichtfüßig Kurzweil und Unterhaltung mit dem sozialem Engagement einer Milieustudie und der formalen Brillanz eines Cineasten, der sich nicht zu schade war, das Musikvideo als hilfreiches Karrieresprungbrett und Experimentierfeld zu nutzen...
Das Review von Df3nZ187 und das Review von Der Mann mit dem Plan stellen die großen Qualitäten dieses Klassikers klar heraus...

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