Maelström (2000)
Am 29. August 2000 erlebt Denis Villeneuves "Maelström" seine Uraufführung auf dem Montréal World Film Festival. Es wird für fast eine Dekade der letzte Langfilm des Regisseurs bleiben: So bestimmten "Un 32 août sur terre" (1998) und "Maelström" bis zur Veröffentlichung von "Polytechnique" (2009) das Bild von Villeneuve als Regisseur. Und der präsentierte sich damals als Filmemacher mit einer Vorliebe für existentielle Dramen, die mit leicht surrealen, merklich irrealen Motiven hantieren: Da wäre der 32. August im Titel des Langfilmdebüts, derweil die Salzwüste in Utah dort ein faszinierendes Setting abgibt und die Handlung vieles in der Schwebe lässt. In "Maelström" greift Villeneuve nochmals einen verhängnisvollen Autounfall auf – und lässt die Geschichte einer Unfallfahrerin, die mit dem Sohn des Getöteten eines Liebesbeziehung eingeht, von einem Karpfen erzählen, der freilich seinen Kopf verlieren wird. Dieses märchenhaft anmutende Motiv wird leichtfüßig an den rauen Alltag gekoppelt; man könnte geneigt sein, den Magischen Realismus zu bemühen. Mit "Polytechnique" und "Incendies" (2010) fuhr Villeneuve diesen im weitesten Sinne phantastischen Anstrich dann merklich zurück, zeigte sich ein bisschen geerdeter, wenngleich in all diesen Filmen eine Vorliebe für das Mystische durchscheint. Ab 2013 sollte Villeneuve dann beide Spielarten mit englischsprachigen Arbeiten breitenwirksamer aufbereiten, wobei sich seit "Arrival" (2016) der Hang zum im weitesten Sinne Phantastischen durchgesetzt hat. Insofern muss man Villeneuves Autorenfilm-Blockbuster nicht unbedingt als Gegenstück zum bescheideneren Frühwerk sehen, sondern kann sie auch als Rückkehr zu den Wurzeln begreifen: als Dramen voller Fabulierlust und kurioser Motive, die nach dem Wesen des Seins fragen.
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