Tokugawa onna keibatsu-shi (1968)
Mit der Superhelden-Reihe um "Sûpâ jaiantsu" (1957, Super Giant), mit Gangster-/Yakuza- und Gefängnis-Filmen wie "Gyangu tai gyangu" (1962, Die Killer von Tokio) und "Abashiri Bangaichi" (1965, The Walls of Abashiri Prison) samt Sequels, mit Sukeban-Streifen wie "Yasagure anego den: Sôkatsu rinchi" (1973, Female Yakuza Tale) oder Biker-Filmen wie "Bakuhatsu! Boso zoku" (1975, Detonation! Violent Tribe) mauserte sich Teruo Ishii vor allem in den 60er & 70er Jahren zu einem Kultregisseur in seinem Heimatland, der im Westen erst mit einiger Verspätung so richtig wahrgenommen worden ist.
Berüchtigt war er aber auch hierzulande schon früh für seine Tokugawa-Reihe: "Tokugawa onna keibatsu-shi", der am 28. September 1968 in Japan uraufgeführt worden war, kursierte unter dem Titel "Tokugawa - Gequälte Frauen" auch im deutschsprachigen Raum – ebenso die Nachfolger "Tokugawa irezumi-shi: Seme jigoku" (1969, Tokugawa - Das Freudenhaus von Nagasaki) und "Zankoku · ijô · gyakutai monogatari: Genroku onna keizu" (1969, Tokugawa III - Im Rausch der Sinne), die hier zu einer (später noch um den zuvor entstandenen "Tokugawa onna keizu" (1968, Der Shogun – ein Mann für tausend Frauen) zur Tetralogie erweiterten) Trilogie zusammengefasst worden sind. (Im englischen Raum wurde der Film hingegen mit Yûji Makiguchis Fortführung "Tokugawa onna keibatsu-emaki: Ushi-zaki no kei" (1976, The Joy of Torture 2: Oxen Split Torturing) zum Joy of Torture-Zweiteiler gemacht.) Wie in anderen zeitgenössischen Ishiis verbinden sich hier Nacktheit & Sexualität mit Gewalttätigkeiten zu einer exploitativen Mischung. Diese Form des Ero guro bediente Ishii auch in Gegenwarts-Stoffen wie "Ijô seai kiroku: Harenchi" (1969, Der Wüstling); in "Tokugawa onna keibatsu-shi" (und den zumindest hierzulande als direkte Fortsetzungen ausgegebenen Nachzüglern) siedelt Ishii seine sadomachochistische Begierden befriedigenden, sadistischen Sex-&-Gewalt-Eskapaden im historischen Setting an: In Episodenform schildert er den Einsatz der Folter in der Tokugawa-Ära. Da zeitgleich die europäischen Nonnen- und Hexenjäger-Filme im Westen kursierten und ihrerseits vor historischem Setting den erotischen Film mit dem gewalttätigen Horrorfilm verquickten, fügte sich Ishiis Ero-guro-Spektakel recht gut in den westlicheren Exploitation-Markt ein – zumal eine Episode des Films ebenfalls im Nonnen-Milieu angesiedelt worden ist. Die handwerklich äußerst solide Umsetzung und die inszenatorisch sehr sichere Regie verleihen der sexualisierten Gewalt, die in ihrer Direktheit die damaligen Grenzen auslotete, eine vergleichsweise hochwertige Qualität. Unterstützt wird der Eindruck durch eine konsequente Philosophie, die gerade in der dritten Episode überdeutlich zutage tritt und im ekstatischen Exzess die Grenze zwischen Gewalt und Erotik überwunden sieht. Damit fällt er durchaus selbstbewusster und reflektierter aus als das Gros der (S)exploitation-Filme der Nonnen- & Hexenjäger-Wellen und steht offen zur sadomasochistischen (Schau-)Lust, anstatt die anziehende Erotik und die abstoßende Gewalt als unvereinbare Gegensätze zu zeichnen (und auf heuchlerische Weise sadomasochistische Begierden insgeheim doch zu befriedigen).
Über den Inhalt und den voyeuristischen Touch lässt sich Adam Kesher in seinem – gewohnt kurzen, gewohnt präzisen – Review aus...