Exorcismo (1975) & El juego del diablo (1975) & L'esorciccio (1975)
William Friedkins "The Exorcist" (1973) war seinerzeit eingeschlagen wie eine Bombe. Er blieb ein Klassiker des Genres und zog und zieht immer wieder Fortsetzung und Reboots nach sich. Wenn auch meist im Abstand von etwa 10 bis 15 Jahren… Eine Ausnahme stellte der zweite Teil der Reihe dar: John Boormans enttäuschender "Exorcist 2 - The Heretic" (1977) erschien bloß vier Jahre nach dem sagenhaften Original. Und beide Filme klammerten quasi einen wahren Boom an Teufels- und Besessenheitsstreifen ein, der vor allem 1974/1975 so richtig seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Am 10. März 1975 erlebte etwa Juan Boschs "Exorcismo" seine Uraufführung: ein spanischer Horrorfilm mit Paul Naschy in der Hauptrolle, der sich etwas konsequenter als das hierzulande "Der Exorzist und die Kindhexe" betitelte Konkurrenzprodukt "La endemoniada" (1975) von Amando de Ossorio an Friedkins Kassenerfolg orientierte. Naschy gibt hier den exorzismuserprobten Pater Dunning, der hinzugezogen wird, als sich die Tochter vermögender britischer Eltern absodnerlich zu verhalten beginnt. Vorausgegangem ist ihrer Verhaltensauffälligkeit eine schwarze Messe, die nach dem Erfolg von Roman Polanskis "Rosemary's Baby" (1968) so viele junge Leute im Horrorfilm der frühen 70er Jahre in Unheil stoßen sollte, selbst in den später "Dracula"-Filmen der Hammer Studios noch… Am Ende darf er dann ans Werk gehen in einem wenig furiosen Finale eines Films, der seine etwas spannungsarme Geschichte in nicht einmal solider Form darbietet.
Gelungener als Boschs (und auch de Ossorios) Ansatz ist da schon Jorge Darnells ebenfalls aus Spanien stammende Produktion "El juego del diablo": mit Ivan Desny und Jack Taylor wartet auch dieser Film mit kleineren zugkräftigen Stars auf, derweil Komponist José Nieto – mehrfach etwas für Vicente Aranda – und Kameramann José Luis Alcaine – mehrfach etwa für Pedro Almodóvar – ihre Sache ziemlich passabel machen. Groß- und Nahaufnahmen zu psychedelischer Musik und dissonantem Sirren, furiose Kamerafahrten ungewöhnliche Perspektiven bringen formale Qualitäten mit sich, während auch über die Motivik an Roman Polanskis Erkundungen der Psychose gemahnt wird, derweil manche Bilder spätere Eindrücke bei Argento, Romero oder Coscarelli vorwegnehmen. Und passend zum deutlich ausgestellten Polanski-Bezug schwingt hier sogar etwas stärker als noch bei Friedkin die Möglichkeit der psychischen Erkrankung mit. Wirklich gelungen ist aber auch Darnells Trittbrettfahrer nicht so recht.
Den Tiefpunkt der "The Exorcist"-Nachzügler bildete in dem Jahr aber vermutlich "L'esorciccio", gegen den die ebenfalls italienische Produktion "L'anticristo" (1974) wie großes Kino anmutet. Ciccio Ingrassia, an der Seite Franco Franchis als Blödel-Duo Franco & Ciccio enorm populär in Italiens Komödienlandschaft der 60er Jahre, stand sowohl vor als auch hinter der Kamera dieser Parodie, die dem doch recht speziellen italienischen Humor huldigt. In Ingrassias zweiter und letzter Regiearbeit ist die Anlehnung an Friedkins Film überdeutlich; "L'esorciccio" versteht sich geradezu als offiziele Parodie des US-Hits und so darf Ciccio als Exorciccio einem besessenen Jüngling das Seelenheil retten, den seine Eltern zunächst auch zu ratlosen Eltern schleifen, derweil er als Besessener mit seinen Untaten das Ansehen in der Gesellschaft rapide sinken zu lassen droht.
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