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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Zwischen Avantgarde, Dekadenz und SciFi

Stichwörter: 1920er Autant-Lara Avantgarde Cavalcanti Drama Erotik Frankreich Jubiläum Klassiker L'Herbier Léger Liebesfilm SciFi Spielfilm Stummfilm


L'Inhumaine (1924)
Der am 12. Dezember 1924 uraufgeführte "L'Inhumaine" von Marcel L'Herbier ist – verspätet – als Streifen in die Filmgeschichte eingegangen, der über einen recht besonderen avantgardistischen Look verfügt, schwerpunktmäßig aber dem Spielfilm zuzurechnen ist. Dieses Phänomen betraf in den 20er Jahren eher bloß den expressionistischen Film, zuvor flüchtig auch den Futurismus, aber "L'Inhumaine" scheint eher den Kubismus und Art-Déco-Einflüsse aufgesogen zu haben. Mit Malern, Designern und Architekten hatte sich L'Herbier ausgetauscht, namhaft sind die am Look des Films beteiligten Kollegen Claude Autant-Lara, Alberto Cavalcanti und Fernand Léger. In diesen Look hat L'Herbier eine an der Dekadenzliteratur im Allgemeinen, an Joris-Karl Huysmans insbesondere geschulte Geschichte gewandet, durch die sich die populäre Opernsängerin Georgette Leblanc als populäre Sängerin Claire Lescot bewegt: Ihr liegen die Männer zu Füßen, sie genießt die Verehrung eitel, distanziert und leicht spöttisch. Die kühle Zurückweisung zieht den Tod eines jungen Wissenschaftlers nach sich, der dann doch nicht lange im Reich der Toten verweilen wird. Und auch die Lescot bewegt sich in der Folge am Rand zwischen Leben und Tod … Die leicht absonderliche Geschichte ist ganz nebenbei aber auch ein Film über die Kunst, und ganz besonders über die Kunst inmitten technischen Wandels, derem beispielhafteste Form seinerzeit der Film selbst zu sein schien. Mit all diesen Aspekten sicherte sich "L'Inhumaine" seine später Wiederentdeckung, nachdem er seinerzeit bloß kurzlebige Resonanz erregte.



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