Kaze no naka no mendori (1948)
Am 17. September 1948, etwa drei Jahre nach der Kapitulation Japans, brachte Yasujirô Ozu das Drama "Kaze no naka no mendori" in die Kinos. Eine junge Mutter harrt da der Heimkehr ihres Mannes aus der Kriegsgefangenschaft. Ihre Lage ist prekär – und eine Erkrankung ihres Sohnes treibt sie in eine Missliche Lage. Um die Krankenhausrechnung zahlen zu können, wird sie sich prostituieren: die einzig greifbare Lösung, die dennoch Scham- und Schuldgefühle nach sich ziehen wird. Als der Mann dann schließlich heimkehrt, bleibt ihm dieses einschneidende Ereignis nicht lange verborgen. Und er wird sich scher mit dieser Entscheidung seiner Frau tun; sehr schwer... selbst dann noch, als er selbst an eine Prostituierte gerät und Mitleid mit ihrer misslichen Lage hat und ihr Hilfe angedeihen lassen will... Eine spannende Konstellation, die es erlaubt, in "Kaze no naka no mendori" eine Reflektion über den Verlust der Unschuld, über Schuldgefühle, aber auch über Verdrängung gegeben zu sehen; wobei freilich das Nachkriegsjapan nach der Kapitulation den Rahmen bildet (und offen lässt, ob nun der Krieg oder Kapitulation die eigentliche Ursache bilden). Bleibt eine klare Thematisierung der eigenen Täterschaft aus, so überzeugt dennoch ein humanistischer Blick auf einen männlichen Blick, unter dem die Frau zu leiden hat, die sich jedoch (auf sich gestellt) in der Nachkriegsgesellschaft keinen traditionellen Lebenswandel mehr leisten kann. Und alles verkündet schon den im Folgejahr endgültig zur Perfektion getriebenen Ozu-Stil: die niedrig positionierte Kamera blickt immer wieder aus der Distanz auf die Figuren, durch leere Räume hindurch, vorbei an Flaschen, Teekannen oder niedrigen Tischen im Vordergrund; verweisend auf eine andere Realität, in der das Menschliche aufgehoben ist.
Beim BFI ist der Film als Bonusfilm auf DVD einer schönen Dual Format Edition erschienen: Fassungseintrag von Sir Francis
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