La région centrale (1971)
Am 12. Februar 1971 gelangte ein Experimentalfilm zur Aufführung, der heute als einer der großen Klassiker seiner Gattung gilt... Michael Snow, der Regisseur von "Wavelength" (1967), hatte sich im September 1970 nach jahrelanger Planung an das Projekt gewagt, das er mit einer eigens zu diesem Zweck erschaffenen Camera Activating Machine bewerkstelligte: eine Gerätschaft, welche die Kamera in vorprogrammierter Weise in jede erdenkliche Richtung kreisen und schwenken lassen konnte. Aus der titelgebenden Zentralregion blickt also die Kamera auf einem Berggipfel im nördlichen Quebec in zahlreichen extrem langen Einstellungen in alle Richtungen. Die Kamerafahrten lassen die Welt Kopf stehen und lösen sich weitestmöglich von der menschlichen Perspektive: sie kreisen in Spiralform umher, derweil sie allmählich vom Erdboden in den Himmel emporblicken, sie überschlagen sich permanent, während sie 360°-Schwenks ausführen – und Horizont, Erdboden und Himmel ziehen immer wieder durchs Bild: vertikal, horizontal, diagonal; mal in der Dunkelheit, mal bei Tageslicht. Keine Personen (oder Tiere), keine Handlung, keinerlei Erzählung: doch der über drei Stunden durchgehaltene Minimalismus wird beständig aufgebrochen von der ruhelosen, erstaunlichen Kameraperformance, die sicher nicht ohne Einfluss auf einen Gaspar Noé geblieben ist. Herausgekommen ist die Experimentalfilm-Version eines Bergfilms, in der nahezu jede denkbare Perspektive von der Kamera eingenommen wird – ein Gespür dafür verschaffend, wie festgefahren der eigene menschliche Alltagsblick doch ist... und wie man noch auf die Welt blicken könnte, deren Losgelöstheit von der menschlichen Perspektive hier sinnlich erfahrbar wird. Pleasure for the few freilich – wie bei jedem guten Experimentalfilm.