Traffic (2000)
1963 geboren, kam Steven Soderbergh schon Mitte der 70er Jahre zum Film: Mit 13 drehte er erste Super-8-Amateurfilme, beschäftigte sich in einer Schul-AG mit dem Animationsfilm, jobbte mit 18 Jahren als Cutter beim Fernsehen, um mit Musikvideos 20-jährig seine Karriere zu starten, die dann – endlich – mit dem Langfilmdebüt "Sex, Lies, and Videotape" (1989) ihren ersten großen Höhepunkt erreicht: In Cannes gab es immerhin sogleich die Palme d'or, die er als bis dahin jüngster Filmschaffener erhielt, die Filmkritik war weitestgehend begeistert und der Name Soderbergh schien das Potenzial zu haben, geradezu als Marke zu taugen. Und die Hollywood-Karriere, von der er immer geträumt hatte, nahm ihren Lauf mit anständigen bis guten Filmen, auch wenn ein sehenswerter "Kafka" (1991) teils hämisch belächelt wurde – weil Literaturliebhaber mitunter ganz gerne davon schwadronieren, wie sehr Literatur auf der Leinwand verflacht –, der ganz große Erfolg setzte dann aber vor allem mit der Jahrtausendwende ein: "Erin Brockovich" (2000) geriet zu einem der besten Julia-Roberts-Filme und überzeugte Publikum wie Kritik, "Ocean's Eleven" (2001) schaffte es, ein breites Publikum, das mit Lewis Milestones gleichnamigen Originalfilm teils gar nichts verband, für sich einzunehmen und ein regelrechtes Franchise folgen zu lassen. Und dazwischen der Film, der Soderbergh den Oscar bescheren sollte: der am 6. Dezember 2000 uraufgeführte "Traffic". 2½ Stunden lang, mit Benicio Del Toro, Tomas Milian, Michael Douglas, Catherine Zeta-Jones, Luis Guzmán, Don Cheadle und Salma Hayek besetzt, drei große Episoden zu einem Ganzen verschränkend und eine dick auftragende Farbdramaturgie selbstbewusst einsetzend, machte "Traffic" seinerzeit viel von sich reden. Das schwere Thema des organisierten Drogenhandels bzw. seiner Bekämpfung übernahm Soderbergh dabei ausgerechnet einer TV-Serie (aus dem Jahr seines Langfilmdebüts). Und dass er das Geschehen im Hinblick auf ganz verschiedene Aspekte beobachtete, dass er keine Helden oder Antihelden durch ihre eigene Geschichte wandern ließ, sondern – wie manch andere Klassiker seiner Zeit – alle als Teile eines größeren Ganzen präsentierte – was er später in "Side Effects" (2013) nochmals weniger überzeugend variieren sollte –, sicherte dem Film damals weitreichende Bewunderung. Bis heute wird "Traffic" vielfach als Soderberghs Bester betrachtet.
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