Rashômon (1950)
50 Jahre ist es nun her, dass "Rashomon. Erzählungen" von Ryunosuke Akutagawa in der Sammlung Luchterhand erschienen ist und bis heute mindestens neun weitere Auflagen erhalten hat. Und es verwundert nicht, dass die 1915 verfasste und 1917 veröffentlichte Titelgeschichte dem Band seinen Namen gegeben hat; auch der Umstand, dass dieser sich überhaupt so langanhaltend und gut vermarkten ließ, geht vermutlich auf den Status von Akira Kurosawas "Rashômon" (1950) zurück, der weniger Akutagawas namensgleiche Geschichte als vielmehr dessen 1921 verfasste Erzählung "Yabu no naka" (1922, Im Dickicht) adaptierte. Kurosawas am 26. August 1950 uraufgeführter "Rashômon" erzielte nicht bloß wie Akutagawas Geschichte ausgezeichnete Kritiken, sondern bildet heute neben Orson Welles' "Citizen Kane" (1942) – und in Ansätzen noch Max Ophüls' "La signora di tutti" (1934) – einen der Marksteine des Langspielfilms, wenn es um Geschichten geht, die jeweils als Suche nach Wahrheit wie ein Puzzle Facette an Facette reihen und ein möglichst differenziertes Bild ergeben. Stärker als in den vorangegangenen Filmen stehen bei "Rashômon" einmal die Wiederholung bekannter Begebenheiten aus neuer Perspektive und außerdem und vor allem die abweichende widersprüchliche Perspektive im Mittelpunkt. Nicht als Ausgangspunkt von modernen Filmen wie "Pulp Fiction" (1994), "Vantage Point" (2008) oder "Weapons" (2025) ist "Rashômon" dabei in erster Linie zu sehen, sondern darüber hinaus vor allem auch als ein Impuls für das Kino von Alain Resnais, Alain Robbe-Grillet oder späterhin David Lynch. Hinzu gesellen sich bildschöne Einstellungen und das Charisma eines Toshirô Mifune. Und wenn auch spätere Arbeiten wie "Shichinin no samurai" (1954) oder "Kumonosu-jô" (1957) zugkräftiger und breitenwirksamer daherkommen, so hat doch "Rashômon" mit seiner eigenwilligen Dramaturgie eine ganz besondere Stellung in der Filmgeschichte eingenommen.
Mehr zu den Qualitäten des Films verrät das Review von Df3nZ187…
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