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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Einer von Lumets Besten

Stichwörter: 1970er Drama Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Lumet Pacino Spielfilm Thriller USA


Dog Day Afternoon (1975)
Hitzesommer sorgen dafür, dass die Menschen mehr Probleme damit haben, einen kühlen Kopf zu behalten. Im Sommers eskalieren Situationen auf der Kinoleinwand besonders eindringlich, recht prominent etwa in Spike Lees "Do the Right Thing" (1989). In der Dekade zuvor hat Wohl Sidney Lumet den maßgeblichen Film zum Thema gedreht: "Dog Day Afternoon", der damals dicht am Puls der Zeit war und heute sogar noch eine Spur brisanter wirkt. Ein kläglich scheiternder Banküberfall steht im Mittelpunkt; oder vielmehr: die Geiselnahme, als die Bankräuber umstellt sind und noch irgendwie davonkommen wollen. Hauptfigur Sonny (Al Pacino) erhält nicht bloß eine sympathische, sondern auch eine verletzbare Seite, wollte er doch mit der Beute seinem Freund eine geschlechtsangleichende Operationen bezahlen. Er ist Außenseiter und hat ein Herz für Außenseiter, die in der Gegenkultur mit der Aufwertung des Freaks positiv konnotiert waren. Und er ist natürlich kein Gewalttäter, sondern vielmehr in der Lage, mit Verweisen auf den 1971er Gefängnisaufstand in Attica die schaulustige Menschenmenge tendenziell auf seine Seite zu ziehen und eine Skepsis gegenüber der Polizei zu befeuern, die bei besagtem Aufstand zwecks Verbesserung der Haftbedingungen keine gute Figur machten. Überhaupt ist er, der in Vietnam gewesen ist, zur Erscheinungszeit des Films, nach Watergate und dem Vietnamkrieg, eine neue Figur der tragischen (Anti-)Helden, der eigentlich ein gewöhnlicher, kleiner Mann ist, der nicht gerade Glück hatte und sich nun zu unglücklichen Schritten verleiten lässt, die ein böses Ende nach sich ziehen werden. Dabei liegt dem Film eine wahre Geschichte zugrunde und Warner Bros. hatte sich schnell die Rechte am Stoff des sympathischen Bankräubers gesichert, der zu Geiseln und Schaulustigen gleichermaßen einen guten Draht besaß. Lumet war der richtige Mann für solch einen Stoff: einfühlsam in den Nuancierungen, kraftvoll in den Momenten der Zuspitzungen, kritisch im Blick auf soziale Gegenbenheiten.
Mehr? Review von Professor Moriarty







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