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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Just Jaeckins Skandalerfolg nach Pauline Réage

Stichwörter: 1970er Bachelet Cléry Desclos Drama Erotik Frankreich Jaeckin Jubiläum Kier Klassiker Literaturverfilmung Réage Skandalfilm Spielfilm Steel


Histoire d'O (1975)
Mit "Histoire d'O" (1954) hatte die renommierte Übersetzerin und Kritikerin Anne Cécile Desclos alias Dominique Aury unter dem Pseudonym Pauline Réage einen Beitrag zur erotischen Literatur vorgelegt, der heute als Klassiker dieser Sparte gilt – aber wie damals umstritten ist. Erzählt wird die Geschichte einer Modefotografin, die ihrer devot-masochistischen Neigung nachgeht, indem sie sich vom Geliebten René auf Schloss Roissy bringen und sich zur Sklavin ausbilden lässt. Dabei verliebt sie sich in den dominanten Sir Stephen, an den René sie verliert, und für den sie die totale Hingabe zelebriert: Sie lässt sich brandmarken, verzichtet auf den eigenen Willen, wird reines Eigentum. Jaeckin hat diese erotische Fantasie Mitte der 70er Jahre in einen Softsexfilm umgeformt, der mit luxuriöser Ausstattung, modischem Chic, schwülstig-schwelgerischem Soundtrack von Pierre Bachelet und attraktiven Darsteller(inne)n wie Corinne Cléry, Udo Kier und Anthony Steel eine heute einigermaßen zurückhaltend, aber gerade zum Zeitpunkt der angelaufenen Frauenbewegung wie ein Affront wirkende Verfilmung abgeliefert, die am 28. August 1975 ihre Uraufführung erlebte. Anders als bei den Debatten zum porno chic war im Fall von "Histoire d'O" freilich keine explizite Darstellung Stein des Anstoßes, sondern die (von einem Mann adaptierte) weibliche devot-masochistische Fantasie, die für Teile der Frauenbewegung schlicht nicht existieren durfte. Berücksichtigt man, dass zwischen der Fantasie und der Erfahrung gravierende Unterschiede bestehen und dass die Schilderung einiger devoter, masochistischer Frauen keinesfalls Verallgemeinerungen erlaubt – selbst wenn es innerhalb der Handlung um genuin weibliche Fügsam- und Unterwürfigkeit geht –, ist "Histoire d'O" ein hübscher, recht schwülstig-kitschiger, seltsam wehmütiger Erotikfilm, der eher als Teil einer umfassenden Medienlandschaft (samt mancher Rezeptionshaltungen) problematisch hinsichtlich der Geschlechterrollenbilder erscheint.
Mehr zum Film verrät buxtebrawler in seinem kritischen Review



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