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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Zwei Klassiker Jean Cocteaus – nach eigenen Theaterstücken

Stichwörter: 1940er Bühnenstück Cocteau Drama Frankreich Jubiläum Klassiker Liebesfilm Literaturverfilmung Marais Spielfilm

L'aigle à deux têtes (1948) & Les parents terribles (1948)

Jean Cocteau war zunächst Autor, dann erst Filmemacher. Ehe er vor allem mit seiner freien "Orphée"-Trilgie (1930-1960) Filmgeschichte schrieb, veröffentlichte er Lyrik, Prosa und Dramen. Zwei seiner Dramen brachte er 1948 auf die Kinoleinwände – seine neben "La belle et la bête" (1946) einzigen großen Kinofilme außerhalb der genannten Trilogie... und zugleich seine am wenigsten bekannten Filme. "L'aigle à deux têtes" kam am 22. September 1948 heraus. Jean Marais, Cocteaus Partner, spielte darin nach dem gleichnamigen Stück des Jahres 1944 einen Attentäter, der in einem an die k. u. k.-Monarchie angelehnten Königreich auszieht, die Regentin zu morden. Doch dieser wird sich bei der Begegnung an den toten Gemahl erinnert fühlen; statt des Mordes entwickelt sich also eine Liebesgeschichte, in der beide einander im eigenen Sinne zu beeinflussen suchen. Doch dieser friedlichen Aussöhnung zwischen den Fronten fruchtet nicht, da sich am Hofe Widerstand regt. Das Attentat vollzieht sich irgendwo zwischen Frei- und Liebestod doch noch, Opfer und Täter kommen beide um. Der tragische Stoff wird mit surrealen Zügen und reichlich Prunk und fantasievollem Setting umgesetzt, mt einem eher melancholischen als fatalistischen Blick. Seine Theaterbasis verleugnet Cocteau dabei an keiner Stelle. Ganz anders präsentierte sich der am 1. Dezember 1948 uraufgeführte "Les parents terribles" nach Cocteaus zehn Jahre älterem Drama: Die Geschichte eines von der Mutter verwöhnten und bewunderten Sohnes (abermals Marais), der sich mit seiner ersten Liebschaft ausgerechnet die Geliebte des Vaters angelt und in der Familie daraufhin ein Drama ausbrechen lässt, wird im klaustrophobisch eingeengten Spielraum in viele Großaufnahmen zerlegt und zudem mit zahlreichen ausdrucksstarken Schwenks und Fahrten und ungewöhnlichen Blickwinkeln eingefangen, mit denen Cocteau dem Bühneneindruck entgegenwirkt.
Beide Filme wurden bei Pierrot Le Fou zusammen mit "Orphée" (1950) in der dreiteiligen Jean Cocteau Edition auf DVD herausgebracht, die zwar vergriffen, aber regelmäßig zu erschwinglichen Preisen zu bekommen ist.


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