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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Wanderschauspieler à la Jia Zhangke

Stichwörter: .Japan 2000er China Drama Frankreich Historienfilm Hongkong Jubiläum Klassiker Spielfilm Zhangke


Zhan Tai (2000)
"Die Wanderschauspieler" war hierzulande der Titel von Theo Angelopoulos' "O thiassos" (1975), an den kundige Cineast(inn)en unweigerlich denken müssen, wenn von Wanderschauspieler(inne)n die Rede ist. Am 5. September 2000 kommt ein Vierteljahrhundert später in Venedig ein gänzlich anderer, und doch frappierend ähnlicher Film zur Uraufführung: Blickte Angelopoulos 1975 auf das Griechenland der Jahre 1939 bis 1952, so blickte Jia Zhangke später auf das China der 80er Jahre, das nach dem Tode Mao Zedongs im Jahr 1976 Formen der Liberalisierung und der Modernisierung erlebte. Jia Zhangke kommt seinen Figuren dabei in Nuancen näher als Angelopoulos den seinen, aber auch er bleibt mit der Kamera weitgehend auf Distanz; auch er setzt auf lange Einstellungen, in denen lange Fahrten selten, statische Eindrücke dafür häufig sind; auch er tendiert mit gut 150 bis 180 Minuten Laufzeit – je nach Fassung – zur Überlänge. Zugleich setzt sich "Zhan Tai" deutlich von "O thiassos" ab, hebt weniger das Bleibende oder das sich Wiederholende in der Geschichte hervor, sondern vielmehr den Wandel, der sich schon daran zeigt, dass das propagandistische Bühnenstück vom Anfang des Films bald passé ist, derweil die Pop-Musik ihren Siegeszug antritt. Dieser Wandel berührt auch die privaten Beziehungen der Figuren im Laufe der Zeit. Und so ist "Zhan Tai" im Grunde schon eine Art Blaupause für die späteren Filme Jia Zhangkes, die sich meist – später gerne am Beispiel der Drei-Schluchten-Talsperre – dem Wandel in der chinesischen Gesellschaft widmeten.



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