6. Juli 2020

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von Stefan M

Vor 25 Jahren: Jane Austens “Emma” in Hollywood

Clueless (1995)

Jane Austens 1815 erschienener Roman "Emma" wurde bereits mehrfach in unterschiedlicher Form verfilmt, so etwa 1972 von John Glenister als TV-Mini-Serie, 1996 gleich zweimal (sowohl als TV-Film mit Kate Beckinsale als auch als Kinoversion mit Gwyneth Paltrow) und zuletzt erst in diesem Jahr mit Anya Taylor-Joy. Dass aber die Regisseurin von "Ich glaub', ich steh' im Wald" und "Kuck' mal wer da spricht!", Amy Heckerling, mit dem am 7. Juli 1995 uraufgeführten "Clueless" ebenfalls eine kaum verschleierte Version des Romans im Gewand einer nach außen hin typischen Teenager-Komödie drehte, wissen viele vermutlich gar nicht.

Alicia Silverstone verkörpert darin die verwöhnte Tochter eines reichen Schönheitschirurgen, Cher, die gemeinsam mit ihrer besten Freundin Dionne (Stacey Dash) eine neue Schülerin unter ihre Fittiche nimmt und sie äußerlich aufpimpt. Zugleich fungiert Cher als Kupplerin für ihre Mitmenschen, nur ihr eigenes privates Glück kommt dabei zu kurz. Die Rückkehr ihres ehemaligen Stiefbruders Josh (Paul Rudd) nach Beverly Hills bringt schließlich alles durcheinander, und nach diversen Irrungen und Wirrungen weiß Cher am Ende, was sie will.

Kennern der Romanvorlage werden im Verlauf des Films die zahlreichen Parallelen nicht entgehen: Cher ist quasi eine in den USA Ende des 20. Jahrhunderts wiedergeborene Emma, die anfangs Beziehungen und Ehen noch kritisch gegenüber steht, bis sie diese Skepsis Stück für Stück aufgibt und selbst die Liebe für sich entdeckt. Die locker-leichte Unterhaltungskomödie mit etwas Herzschmerz, aber garantiertem Happy End wurde vor allem bei der jungen Zielgruppe ein Riesenerfolg - und die bereits vorher in dem Thriller "Das Biest" als frühreifes Früchtchen besetzte und in drei Videos von Aerosmith auftauchende Silverstone zum Star.

Der Film hielt sogar Einzug in die Popkultur, was zum einen an dem darin verwendeten ungewöhnlichen Vokabular lag, das sich Cher und ihre Freundinnen um die Ohren hauen (beispielsweise "a total Betty" für eine hübsche Frau), zum anderen aber auch an dem perfekten Styling der Silverstone und ihrer gewählten, oft exzentrischen Kleidungsmode: Jeder (amerikanische) weibliche Teenager wollte wie Cher sein. Da das zugleich mit so vielen flotten Dialogen gespickt ist, funktioniert "Clueless" auch nach 25 Jahren selbst für die dem Alter der Protagonisten entwachsene Zuschauergruppe noch hervorragend und darf in die Riege der besten US-Teenager-Komödien aufgenommen werden, die in den 90er-Jahren und auch danach noch die Kinoleinwände teilweise regelrecht überfluteten.

Ausgesprochen preiswert ist Heckerlings Klassiker als Paramount-DVD zu bekommen: Fassungseintrag von Demonworldslayer

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