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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Adrian Lynes phantastisches Ausnahme-Werk

Stichwörter: 1990er Aiello Culkin Drama Horror Jubiläum Klassiker Krieg Lyne Mystery Phantastik Robbins Rubin Spielfilm USA

Jacob's Ladder (1990)

Zunächst Werbespots und sympathischer Coming of Age-Stoff ("Foxes" (1980)), dann ein romantischer Tanzfilm ("Flashdance" (1983)), eine leidlich skandalöse S/M-Erotik-Romanze ("Nine 1/2 Weeks" (1986)) und ein Beziehungs-Thriller über eine verhängnisvolle Affäre ("Fatal Attraction" (1987)) - ein bisschen hatte sich eine Verdüsterung in Adrian Lynes Werk durchaus eingeschlichen, ehe er sich mit "Jacob's Ladder" Randerscheinungen des Kriegs(heimkehrer)-Dramas und des Horrorfilms annahm: eine Ausnahme im Schaffen Lynes, der sich danach mit der konservativen bis reaktionären "Skandal"-Romanze "Indecent Proposal" (1993), mit dem beachtlichen "Lolita" (1997) und mit "Unfaithful" (2002) wieder mäßig provokanten Mischungen aus (trügerischer) Romanze und bedrohlichem Drama zuwandte. Im Schaffen des Drehbuchautors Bruce Joel Rubin ("Brainstorm" (1983), "Deadly Friend" (1986), "Ghost" (1990)) reiht sich dieser Film dagegen viel eher ein.

"Jacob's Ladder" - uraufgeführt am 02. November 1990 - mag vielleicht deshalb etwas für Lyne gewesen sein, weil Rubin hier auf originelle Weise sein Thema der Liebe über den Tod hinaus wiederholt. "Jacob's Ladder" ist allerdings weniger trashig als Cravens "Deadly Friend" und weniger kitschig & schnulzig & heiter als "Ghost": Lyne lässt sich zwar vereinzelt noch zur Rührseligkeit hinreißen, lässt diese aber inmitten von krassen Kriegsszenen, surrealen Horrorszenen - mit denen Lyne das Genre bis heute mitgeprägt hat -, spannungsreichen Paranoia-Thriller-Momenten und tragischen Momenten jenseits jeder Sentimentalität keinesfalls in den Vordergrund treten. Der Film, der von einer scheinbaren Regierungsverschwörung und einem Mann, der über jedes Maß hinaus an seinem Leben hängt, erzählt, entspinnt zwischen Ambrose Bierce-Pointe und Meister Eckehart-Mystik einen inhaltlich wie formal eigenwilligen Genre-Mix, in welchem nichts so ist, wie es scheint und in welchem die Innenansichten aus Rubins "Brainstorm" wieder eine große Rolle spielen. Auch dank Tim Robbins nahegehender Leistung als Vietnam-Veteran Jacob, der zwischen den paradiesischen Sonnenseiten des verführerischen Big Apple und den Schatten der Drogenhölle, zwischen der Jakobsleiter und der vom Militär erprobten Droge "Leiter" oszilliert, und einem bemerkenswerten Auftritt Danny Aiellos ist aus "Jacob's Ladder" ein packender, äußerst unterhaltsamer Streifen geworden (in welchem man auch einen jungen Macaulay Culkin zu Gesicht bekommt). Und ausgerechnet der angepasste, harmlose Lyne hat hiermit einen Streifen abgeliefert, der kleineren Independent-Horrorfilmen und Midnight Movie-Motiven kaum weniger nahesteht als konventioneller Mainstream-Kost.
Mehr über Inhalt und Form ist im unbedingt lesenswerten Review von Vince zu finden.


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