Ilsa: She Wolf of the SS (1975)
Im Januar 1975 kam mit "Ilsa: She Wolf of the SS" ein Film heraus, der zum Aushängeschild einer ganzen Reihe von Exploitationfilmen zum Nationalsozialismus werden sollte: eine Reihe, die zu dieser Zeit gerade ihren Anfang nahm, aber zugleich auf eine gut fünfjährige Tradition im euopäischen Autorenfilm zurückblicken konnte, in der das Bild des Nationalsozialisten als Bild des sexualpathologischen Täters entworfen wurde. "Ilsa: She Wolf of the SS" greift diese Entwicklung auf, präsentiert sich dabei aber eben vor allem als greller Sex- und Horror-Comic mit geschmackloser Prämisse: In einem Konzentrationslager herrscht Ilsa (Dyanne Thorne) als an Ilse Koch und Irma Grese angelehnte Aufseherin mit genüsslichem Sadismus, wobei sie sich auch männliche Gefangene zum sexuellen Vergnügen zuführen lässt, um sie nach dem Koitus und dem Erschlaffen zur Kastration zu schicken. Nur ein wahrhaft standhafter US-Amerikaner entgeht diesem Schicksal … Die simple Geschichte wurde mit derben, blutigen Gewaltbildern, viel nackter Haut und absurdem Humor angereichert. Der Humor findet sich bereits in den Credits, wo Produzenten und Cutter etwa als Herman Traeger oder Kurt Schnit ausgewiesen werden. Schlampig bewerkstelligte Kulissen mit teils gänglich sinnlosen deutschen Wörtern à la "Dewachtung" fügen sich da gut ein. Das Ganze ist freilich ungeheuerlich pietätlos, zugleich werden Nationalsozialisten genüsslich verspottet: Das Selbstbildnis, nach welchem man tapfer tut, was man tun muss, wird eingetauscht gegen ein Bild verkommener Täter, die durchaus Lustgewinn aus ihrer Macht und dem Leiden anderer beziehen; und die auch schon einmal intern aufräumen, wenn die Darstellung nach Außen bedroht ist. Und Titelfigur Ilsa erliegt am Ende dann auch der eigenen Dumm- und Geilheit: eine Konstruktion, in der auch ein Quäntchen Misogynie stecken dürfte. Der US-amerikanische Held geht hingegen erfolgreich aus seinem Abenteuer hervor. Dennoch ließ Edmonds Ilsa nochmals wiederkehren: in "Ilsa, Harem Keeper of the Oil Sheiks" (1976), in einem ganz neuen Setting; Jean LaFleur ließ Dyanne Thorne dann noch als "Ilsa, Tigress of Siberia" (1977) zurückkehren, Jess Franco steuerte mit dem insgesamt harmloseren "Ilsa, The Wicked Warden" (1977) einen inoffiziellen vierten Teil der Reihe bei.
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