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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Bertoluccis Kammerspiel lässt die Musik sprechen

Stichwörter: 1990er Bertolucci Drama Großbritannien Italien Jubiläum Klassiker Liebesfilm Musikfilm Spielfilm

L'assedio (1998)

In den 90er Jahren erweckte Bernardo Bertolucci mit jedem Film ein bisschen mehr der Eindruck, in eine Phase von Alterswerken eingetreten zu sein, denen zunehmend die Frisch seiner größeren Klassiker abhanden ging. Der am 14. September 1998 uraufgeführte (und als Bonusfilm zum heutigen Weltmusiktag aufgenommene) "L'assedio" war dann gar als mittellanger TV-Film geplant. Indes änderte sich sowohl die Länge als auch der Rahmen des Vertriebs. Die Geschichte eines Culture Clashs vollzieht sich als Kammerspiel, durchflutet mit Kammermusik: Shanduraï, eine afrikanische Krankenschwester, deren Gatte in der Heimat, einer nicht konkret genannten Diktatur, inhaftiert wurde, studiert in Rom, wo sie sich nebenbei als Dienstmädchen verdingt. Sie reinigt die Räumlichkeiten beim gut betuchten Klavierlehrer Kinsky, der sich in die Frau verliebt, ohne um ihren Mann zu wissen. Anfängliche Spannungen und Verfehlungen legen sich zwar, die Unmöglichkeit einer Beziehung bleibt jedoch bestehen. Ohne große Worte, dafür jedoch zwischen Jazz und afrikanischer und europäischer Musik entwickeln sich Zuneigungen, derweil sich Kinsky für den inhaftierten Mann der Frau einzus etzen beginnt. Den reduzierten politischen Gehalt, den (fehlenden) Umgang mit europäischer Kolonialgeschichte und die Gegenüberstellung eines konkreten Roms mit einer eher abstrakten Diktatur in Afrika nahmen manche dem insgesamt eher umstrittenen Film übel; auch das Verhältnis zwischen dem vermögenden Mann und der jüngeren Afrikanerin, die er geradezu einem love bombing aussetzt, derweil sie für ihn arbeitet, wurde für manch eine(n) nicht ausreichend kritisch durchgespielt. Aber gerade im Unausgesprochenen und Nuancierten der eher musikalisch verlaufenden Annäherungen erblickten wohlgesonnenere Stimmen die Qualitäten dieses zurückhaltenden Kammerspiels – das auf deutschen Leinwänden und Bildschirmen erst spät, 7 bis 8 Jahre später, nach dem großen Erfolg von "The Dreamers" (2003) zu sehen sein sollte. Die alte deutsche DVD von Alamonde aus dem Jahr 2005 ist zwar längst vergriffen, aber immer wieder einmal für akzeptable Preise zu erhalten: Fassungseintrag von Brian


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