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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: BILD, Böll, von Trotta, Schlöndorff

Stichwörter: 1970er Adorf Bennent Böll Deutschland Drama Fux Hoger Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Prochnow Schlöndorff Spielfilm von-Trotta Winkler


Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975)
"Die verlorene Ehre der Judy S.", lautete vor einem knappen halben Jahr der Titel einer MDR-Kolumne, der sich auf die reißerische Berichterstattung der Bild-Zeitung – mit Falschbehauptungen in mehreren Berichten – im Fall einer beschuldigten Polizistin bezog; eine Berichterstattung, die letztlich eine hohe Entschädigung nach sich zog. Der Kolumnentitel nimmt zudem in aller Deutlichkeit Bezug auf Heinrich Bölls Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974), mit der er nach als sensationsheischend und rufschädigend empfundenen Berichten der Bild-Zeitung im Kontext der RAF-Sympathisant(inn)en-Debatten über seine eigene Person oder auch den hannoverschen Sozialpsychologen Peter Brückner kritisch und zornig mit dem Sensationsjournalismus ins Gericht ging. Die tiefe Kluft zwischen dem Axel-Springer-Verlag und der Studentenbewegung der 68er war da noch aktuell und beileibe nicht vergessen, geschweige denn verdaut. Bölls Erzählung, deren Titel fast schon ein geflügeltes Wort ist, zählt heute neben Günter Wallraffs Undercover-Tätigkeit bei der Bild in Hannover und dem daraus resultierenden Band "Der Aufmacher: Der Mann, der bei Bild Hans Esser war" (1977) zu den grimmigsten, entschiedensten und breitenwirksamsten Abrechnungen mit der Bild-Zeitung. Schon im Folgejahr des böllschen Textes erlebte die gleichnamige Verfilmung des Stoffes durch Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta ihre Uraufführung: Am 17. September 1975 war "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" erstmals zu sehen; eine Adaption, die Bölls Text vor allem am Schluss abwandelt, den Intentionen und der Entschiedenheit allerdings treu bleibt. Im Gegensatz zur Bühnenadaption Margarethe von Trottas erhielt der – mit einer starken Angela Winkler in der Titelrolle sowie unter anderem mit Mario Adorf, Dieter Laser, Jürgen Prochnow, Heinz Bennent, Hannelore Hoger und Herbert Fux besetzte – Film positive Resonanz und sicherte sich schnell Klassiker-Status, wenngleich späterhin die Überdeutlichkeit der Botschaft zunehmend als störender empfunden wurde. Schlöndorffs und von Trottas Film dürfte aber dennoch Anteil daran haben, dass Bölls Erzählung heute noch immer die immense Popularität besitzt, die sich etwa im eingangs erwähnten Kolumnentitel niederschlägt.
Mehr zur Handlung und den Qualitäten verrät das Review von Alex Kiensch







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