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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Übergangsphase bei Rosselini

Stichwörter: 1940er Drama Episodenfilm Fellini Italien Jubiläum Klassiker Liebesfilm Magnani Neorealismus Rosselini Spielfilm Trilogie

Germania anno zero (1948) & Amore (1948)

Rosselini hatte Filmgeschichte geschrieben mit "Roma, città aperta" (1945, Anniversary-Text), der als eines der Schlüsselwerke der Filmkunst im 20. Jahrhundert gelten darf. Damit hatte sich Rosselini zum Ende des Zweiten Weltkrieges neu erfunden: Sein erster Langspielfilm war Anfang des Zweiten Weltkrieges noch als von der Marine produzierter Propagandafilm entstanden, auch wenn Rosselini mit Amateuren einen realistischen Effekt anstrebte und eine Zweierbeziehung ins Zentrum des Kriegsfilms stellte, die ganz im Gegensatz zur pathetischen, sanft avantgaristischen Montage der Kriegsschiffe zu Beginn zu stehen scheint. "La nave bianca" war jedenfalls, trotz durchaus vorhandener Qualitäten, bald vergessen; Rosselini prägte sich als neorealistischer Regisseur ein, der mit "Roma, città aperta" den antifaschistischen Widerstand ins Zentrum gerückt hatte. Mit "Paisà" (1946, Anniversary-Text) ließ er den zweiten Teil einer letztlich zur neorealistischen Trilogie über den Krieg und seine Auswirkungen geratenen Reihe folgen, am 9. Juli 1948 kam dann "Germania anno zero" heraus: ein Drama über die Situation eines Zwölfjährigen im jungen Nachkriegsdeutschland, der in einem morbiden Setting heranwächst, an dem die nationalsozialistische Gesinnung noch prägend fortbesteht – mit gleich doppelt tödlichen Folgen für die Hauptfiguren. Knapp drei Jahre nach Kriegsende hatte Rosselini den Blick auf Deutschland, ein anderes, schuldigeres Täter(innen)land, gerichtet – und abermals an Originalschauplätzen gedreht. Es stellte sich natürlich die Frage, wie lange er seinen neorealistischen Blick auf Kriegs- und Nachkriegsszenarien werfen wollte... bzw. könnte, ehe sich das Konzept überholt hätte. Noch im selben Jahr kam dann ein Übergangswerk heraus, das zu seiner Arbeit mit Ingrid Bergman überleiten sollte: Am 21. August 1948 erschien "Amore": ein ganz und gar auf Anna Magnani zugeschnittener Episodenfilm, wie man dieses in zwei Kurzfilme unterteilte Werk großzügig nennen könnte. Titelgemäß dreht sich alles um die Liebe: Magnani ist einmal die verlassene Partnerin, die nach schwerer Krise noch ein womöglich letztes Telefonat mit dem einstigen Partner führt, der sie für eine andere Frau verlassen hat. Dem schwermütigen, düsteren Tonfall folgt dann eine eher heitere Note, wenn Magnani als frommer Einfaltspinsel neben einem vermeintlich Heiligen nächtigt, Monate später auf unerklärliche Weise schwanger ist und die spöttische Dorfgemeinschaft verlässt, um in einer alten Kirche das vermeintliche göttliche Wunderkind zu gebären. Hier sind bereits Züge seines "Francesco, giullare di Dio" (1950), des darauffolgenden Übergangswerkes, zu erkennen; allerdings ist – zumal aufgrund der Magnani und aufgrund des (auch mitspielenden) Ko-Autoren Federico Fellini – der Ton dann doch merklich ausgelassener.


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