Mondo Candido (1975)
In "Candide ou l’optimisme" (1759) wendete sich Voltaire spitzzüngig und ironisch gegen die Philosophie eines Leibniz mit ihrer besten aller Welten. Über 200 Jahre später nahmen sich die Mondo-Filmer Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi des Stoffes an, weiteten ihn bis ins 20. Jahrhundert aus und bereicherten ihn etwa um die beschämende Geschichte des US-amerikanischen Rassismus: In dem am 21. Februar 1975 uraufgeführten "Mondo Candido" muss der junge Candide mit seinem Begleiter, dem optimistischen Gelehrten Panglos, durch Zeit und Raum nach seiner geliebten Kunigunde suchen, passiert marodierende Horden und katastrophale Ereignisse von der Inquisition bis hin zum Nordirlandkonflikt, zum Nahostkonflikt oder den Missständen in den damaligen USA. Schauplatzwechsel und absurder bis surrealer Humor sorgen neben nackter Haut und Gewalt für mal mehr, mal werniger spekulative Schauwerte, während Voltaires Satire nach über zwei Jahrhunderten, in denen Leibniz seine Bedeutung als Philosoph doch erheblich eingebüßt hat, einerseits ein wenig ins Leere zu laufen droht, andererseits aber wundervolle Gelegenheiten für kulturpessismistische Statements zuhauf gewährleistet. "Mondo Candido" ist wohl das ambitionierteste und überzeugendste Projekt der Filmemacher – und darüber hinaus ein typischer 70er-Jahre-Filmexzess, irgendwo zwischen Ken Russell und Monty Python, nur eben weniger britisch, sondern üppiger und recht italienisch, zwischen Fellineskem hier und Humor à la Franco & Ciccio dort.
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