Greed (1924)
Als der Stummfilm in seine glanzvollste Phase eingetreten war, da hatte sich Erich von Stroheim fünf Jahre nach seinem Regiedebüt an eine monumentale Romanverfilmung sondergleichen gemacht: Aus Frank Norris' "Mc Teague" fertigte er mit immensen Aufwand und unter gehörigen Strapazen eine etwa neunstündige Verfilmung an, die mit detailverliebter Überfülle der literarischen Vorlage voll gerecht zu werden trachtete. Nur ein Dutzend Leute hat diese Fassung gesehen, dann begannen die Kürzungen, zunächst zum genötigten Regisseur, der rund ein Drittel tilgte, dann duch andere; verworfenes Material wurde auf das darin enthaltene Silbernitrat reduziert und schlichtweg eingeschmolzen. Es blieb ein verstümmelter Rumpf von nicht einmal 2½ Stunden übrig, der 1999 mit der Hilfe von Standfotos auf eine etwa 4stündige Rekonstruktion erweitert werden konnte. Diese Fassung vermittelt und Wucht und Kraft, eine Intensität und Tiefe, die es in sich hat. Man könnte weinen, wenn man an der Verlust der neunstündigen Urfassung denkt. Erich von Stroheim soll beim Anblick der verstümmelten Fassung, die am 4. Dezember 1924 in die Kinos kam, geweint haben. Man kann das nachvollziehen; seine Äußerungen über seinen Schmerz und die Verunstaltung seines Meisterwerkes sprechen zudem für sich. Aber selbst die Wehmut, die man beim betrachten der vierstündigen Rekonstruktion verspürt, trübt nicht das große Vergnügen, das "Greed" mit seiner freilich tragischen Handlung bereitet: Im Zentrum stehen zwei Männer und eine Frau. Natürlich ergibt sich keine Liebe zu dritt, aber das ist für alle Beteiligten durchaus in Ordnung. Erst als mit der Frau eine große Geldsumme verknüpft ist, wird ihr früherer Verlobter von Neid zerfressen. In der Folgezeit nimmt bei der vermögenden Frau selbst alsbald der Geiz zu, unter dem auch ihr Partner leidet. Letztlich wird auch er, heruntergekommen und alkoholsüchtig, vom Ruf des Geldes korrumpiert: aus der gutmütigen Hauptfigur wird schließlich ein Mörder, der im Finale mit seinem früheren Freund und späteren Kontrahenten einen letzten, für beide tödlichen Konflikt austrägt.
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