Die Verrufenen (1925)
Niedrige Löhne, Hunger, Wohnungsnot; Existenzen zwischen Bordellen, Hinterhöfen und Kneipen, voller Konflikt, Alkohol und Elend: Die Milieustudien von Heinrich Zille, der 1913 den Band "Mein Milljöh - Neue Bilder aus dem Berliner Leben" veröffentlichte, welcher Zille und Milljöh untrennbar erscheinen ließ, blickten mit einem sozialkritischen Blick auf die sozialen Gegebenheiten, der sich gerne auch mit humorvoller, teils schwarzhumoriger Tönung präsentierte. Das Milljöh à la Zille brachte Gerhard Lamprecht dann mit dem am 28. August 1925 uraufgeführten "Die Verrufenen" erstmals und keinesfalls letztmals, auf die Leinwand, wo der Milljöh- oder Zillefilm bis ans Ende der Dekade Erfolge feierte. Zille blieb zwar ungenannt, soll aber der Stofflieferant der Geschichte gewesen sein, die auf dem Leben eines seiner Bekannten beruhte: Ein moralisch tadelloser Mensch landet wegen eines letztlich vor allem selbstlosen und aufopferungsvollen Meineids im Kittchen. Als Verrufenen sieht er selbst sich nach der Entlassung dann erst einmal nicht; sein Umfeld indes nimmt ihn durchaus so wahr, sodass auch er bald erkennt, wie es um seinen Ruf steht. Und so geht es ganz bergab mit ihm, ehe sich dann doch eine neue Existenz aufbauen lässt (die auf Wunsch des Verleihs beinahe noch optimistischer ausgefallen wäre). Dieses Happy End, das kaum die Ironie eines murnauschen "Der Letzte Mann" (1924) besitzt, sah auch Lamprecht selbst in späteren Jahren kritisch, betonte aber, dass "Die Verrufenen" – auch mit seinen aus dem authentischen Milieu angeworbenen Komparsen und Statisten – zum Entstehungszeitpunkt durchaus krass und gewagt anmuten musste. In der überschaubaren Sparte der Zillefilme gilt der unter anderem mit Aud Egede-Nissen, Bernhard Goetzke und Georg John besetzte Streifen als Markstein, der die Milieuschilderung ambitioniert über melodramatische Effekte stellte.
In der Edition filmmuseum liegt "Die Verrufenen" gewohnt hochwertig ausgestattet auf DVD vor: Fassungseintrag von Freddy J. Meyers
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