Eika Katappa (1969)
Werner Schroeter war vielleicht der Traumtänzer des Neuen Deutschen Films, tief versponnen in seine Maria-Callas-Verehrung, die Oper, die eigenwillige Dichtung Comte de Lautréamonts... Das Filmemachen hatte er sich selbst beigebracht und seit 1967 brachte er eine Flut von Kurzfilmen und rare mittellange Werke hervor. Wie ein Paukenschlag wirkte dann "Eika Katappa", den Schroeter am 10. Oktober 1969 der Öffentlichkeit zugänglich machte: vor allem Magdalena Montezuma, seine Muse, brilliert in dem Werk mit rätselhaftem Titel, in dem Wagner und Verdi donnern und sich die später in "Palermo oder Wolfsburg" (1980) beschriebene Kluft zwischen hiesiger und mediterraner Kultur andeutet. Keiner Handlung folgt der 140minütige Film, sondern reiht deutsche, italienische und englische Gedankenfetzen und Opernarien sowie Popmusik aneinander, lässt zahlreiche Momentaufnahmen und Handlungsfragmente in Parallemontage durch den gesamten Film gleiten, entfaltet die Übergröße der Oper in naturalistischen Außenaufnahmen und mit dem eigenwilligen Charmes eines Selfmade-Filmemachers mit Mut zur Farce, der ebenso noch den Amateur, den Laien, den Dilettanten durchscheinen lässt, wie er sich auch bereits als avantgardistischer Autorenfilmer ausweist. Vorbilder für Syberbergs elitäres Schaffen der 70er Jahre lassen sich in "Eika Katappa" ebenso entdecken wie auch unbekümmert-ungebundene, etwas alberne, leicht unverschämte, etwas exzaltierte Ausbrüche aus Geschlechterrollenklischees, die Schroeter mit seinem Freund und Kollegen Rosa von Praunheim teilt, der hier auch vor der Kamera zu sehen ist. Pathetisch und ironisch ist "Eika Katappa" zugleich, "queer" eher nur am Rande: Opernhafte Ästhetisierung und Überhöhung trifft auf das Alltäglichste, die Hochkultur auf die Populärkultur, die großen Gefühle auf Schwulst & Kitsch & camp... ein Bruchwerk ist "Eika Katappa", dessen Bedeutung so uneindeutig ist wie sein Titel und bei jedermann (trotz ein paar handfester Kommentare) ganz unterschiedliche Assoziationsketten auszulösen vermag. Vor allem aber ist "Eika Katappa" so schön wie humorvoll, so episch wie amateurhaft.
In der prächtigen Edition Filmmuseum liegt auch dieser Schroeter fein ausgestattet auf DVD vor: Fassungseintrag von RAGO