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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Dustin Hoffman gibt für Bob Fosse Lenny Bruce

Stichwörter: 1970er Biografie Drama Fosse Hoffman Jubiläum Klassiker Perrine Spielfilm Tragikomödie USA


Lenny (1974)
"Boogie, boogie, boogie, boogie, boogie, nigger, nigger, nigger, nigger, nigger…" Der 1966 verstorbene Stand-up Comedia Lenny Bruce und das am 10. November 1974 uraufgeführte Biopic "Lenny" von Bob Fosse sind im Grunde auch heute noch aktuell erscheinende Phänomene; geht es doch um das Sagbare und Unsagbare im Gebiet zwischen Sittlichkeit, Moral, Politik, Provokation und Meinungsfreiheit. Bruce erzielte Erfolge in seiner Stand-up-Karriere, als er das Publikum mit gezielten Tabubrüchen zu reizen begann. Als die sexuelle Revolution gerade erst einsetzte, setzte er sich mit ordinären Nummern für einen ungezwungen Blick auf die Sexualität ein; und während die Bürgerrechtsbewegung in vollem Gange war, trachtete Bruce unter anderem danach, dem heute mehr denn je verpönten N-Wort mit geradezu inflationärer Verwendung seine Hässlichkeit zu nehmen. Solche Ansätze wirken heute teils aus der Zeit gefallen – wenngleich etwa auch Quentin Tarantino und Samuel L. Jackson mitunter Ähnliches praktizieren –, schienen aber ihrerzeit die Möglichkeit zu bieten, verfemte Begriff ähnlich zu wenden, wie es auch mit dem freak, dem punk oder Gammler geschah. Dieses Programm sicherte Bruce allerdings weniger den Widerstand einer Linken – die sich heute etwas eher an ihm reiben dürfte, wenngleich die Motivation hinter seinen Gags als löblich einzustufen wäre – als vielmehr die Aufmerksamkeit der Behörden: Der Vorwurf der Obszönität brachte Bruce Auftrittsverbote und Anklagen ein – Vorgänge, die ihm zugleich als Inspiration für weitere Programme dienten. Zur dieser Spirale aus Provokation und Repression gesellte sich allerdings auch eine steigende Drogenabhängigkeit, die von den sich häufenden Auftrittsverboten und der damit einhergehenden Perspektivlosigkeit sicherlich noch genährt worden sein dürfte. Ausgerechnet der für seine farbprächtigen Musikfilme bekannte Bob Fosse nahm sich dieser Biografie an: in Form eines schwarzweißen, sehr geerdeten, rauen und ausgesprochen differenzierten, ambivalenten Biopics mit Dustin Hoffman in der Titelrolle, in der er zwischen Angriffslust und Resignation an den Umständen zugrunde geht. Dafür erhielt Hoffman, der wie so oft in den 70er Jahren eine seiner eindrucksvollsten Rollen hinlegte, eine Oscarnominierung. Weitere Nominierungen gab es für den Besten Film, die Beste Regie, die Beste Hauptdarstellerin (Valerie Perrine), das Beste adaptierte Drehbuch sowie die Beste Kamera.



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