Jour de fête (1949)
Jacques Tati ist wohl vor allem als Monsieur Hulot in die Filmgeschichte eingegangen. Auch deshalb, weil diese Figur noch zu seinen Lebzeiten von anderen Darstellern verkörpert bzw. nach seinem Ableben in Zeichentrickform dargeboten worden ist. Sein Briefträger ist die andere Figur, die Tatis Karriere prägte: Er spielte ihn erstmals in seinem Kurzfilm "L'école des facteurs", den er in jenem Dorf gedreht hatte, in das er sich 1943 zurückgezogen hatte; und kurz nach der Uraufführung machte sich Tati daran, einen ganz ähnlich gelagerten Langfilm in Angriff zu nehmen: Es sollte der erste französische Farbfilm werden, dessen kompliziertes Verfahren bei der Projektion allerdings dafür sorgte, dass sich eine parallel angefertigte S/W-Version durchsetzte. Zum 15. Jubiläum des am 11. Mai 1949 uraufgeführten Films brachte Tati immerhin noch eine teilkolorierte Version mit zusätzlichen Szenen heraus; zum 45. Jubiläum wurde dann schließlich daran gearbeitet, die Farbversion zugänglich zu machen. Teilt sich "Jour de fête" mit Tatis folgendem, letzten S/W-Film "Les vacances de Monsieur Hulot" (1953) noch das abgeschiedene, idyllische Setting, so ist doch inhaltlich bereits die Nähe zu seinen späteren Farbfilmen "Mon oncle" (1958), "Playtime" (1967, Anniversary-Ecke) und "Trafic" (1971, Anniversary-Ecke) zu bemerken, steht doch hier wie dort ein traditionelles, gemächliches Leben in Konkurrenz zur Beschleunigung und Technifizierung der Gesellschaft. In "Jour de fête" ist es ein Film über die moderne Postzustellung, der in einem kleinen französischen Dorf zu ein wenig Häme gegenüber dem Briefträger François führt, welcher daraufhin daran arbeitet, sein Arbeitstempo zu erhöhen, was für allerlei Wirbel sorgt.
Für kleines Geld bekommt man Tatis Klassiker auf Blu-ray von Arthaus / Studiocanal (Fassungseintrag von lumsarge), Komplettist(inn)en greifen gleich zur Jacques Tati Complete Collection, die "Jour de fête" in allen Versionen enthält: Fassungseintrag von dirkvader
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