Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen (1971)

Bemerkungen:

Format: 35mm
Bild: Eastmancolor

Anfang Mai 1971 bekam der Constantin-Verleih in München ungebetenen Besuch. Die Staatsanwaltschaft hatte einen Beschlagnahmebeschluss mit Datum vom 30.04.71 wegen angeblichen Verstoßes gegen § 184 StGB erwirkt und holte die Filmrollen ab, um das Werk auf seine "sittliche Anstößigkeit" hin näher zu überprüfen. Beschlagnahme erfolgte auch im Universum-Filmtheater, wo der Streifen gerade lief sowie in anderen Städten.

Constantin beauftragte den damaligen Topanwalt Rolf Bossi mit der Angelegenheit. Der erstellte u. a. eine Eingabe an den Beschwerdeausschuß des Bayerischen Landtags, in welcher er der Staatsanwaltschaft München I zu Recht vorwarf, dass sie "in willkürlicher Ausübung ihrer Amtsbefugnisse" die Beschlagnahmeanträge der letzten Zeit jeweils zu dem für die Betroffenen ungünstigsten Zeitpunkt stelle.

So erfolgte die Beschlagnahme in München in den Fällen "Sex and Life", "Das intime Sex-Tagebuch von Robin Hood", "Die Sex-Abenteuer der 3 Musketiere" sowie "Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen" jeweils an einem Freitag in den Mittagsstunden. Dieser Freitag entsprach aber keinesfalls immer dem Einsatztag des Filmes, so dass man schon von beabsichtigter Schikane ausgehen konnte. Denn das Wochenendgeschäft war somit für Verleih, Produzent und Filmtheater gelaufen. So kurzfristig konnte natürlich auch kein Ersatzfilm besorgt werden.

Ob Herr Bossi mit seiner Eingabe Erfolg hatte, ist leider nicht bekannt. Bei der 4. Strafkammer des Landgerichts München kam es jedenfalls am 14. Mai 1971 zur Sichtung des Filmes. Die vom Amtsgericht München für die ganze Bundesrepublik veranlaßte Beschlagnahme von "Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen" wurde wieder aufgehoben. Allerdings wurde die Freigabe von 6 Schnittauflagen abhängig gemacht!

Bemerkungen ergänzt am 07.10.2017 von Ghostly Face.