Nix mit Intelligenz, "Blade" ist purer Fun und nichts anderes soll es sein.
Von einer Comic-Verfilmung erwarte ich keine Wunderdinge, nur daß das Comicformat in ein brauchbares Kinoformat übertragen wird, das ist Pflicht. Und das schafft der Film ohne weiteres, sogar unter Einhaltung der nötigen Härte.
Ganz im Stile von Tim Burtons Outsider-Superhelden, entpuppt sich auch der Vampirjäger und Halbvampir "Blade" als Ausgestossener beider Gesellschaften, der der Menschen und der Vampire. Nur gut, daß er Jagd auf die Vampire macht.
Alles was wir sonst noch zu einem brauchbaren Film benötigen, ist eine Vorgeschichte, die für den nötigen Background sorgt und einen Schurken, der einen (möglichst Weltvernichtungs-) Plan hat, an die Macht zu kommen. Dazu noch einen coolen Darsteller, einiges an heftigen Effekten und reichlich Action.
Das alles gibt es in "Blade". Und was ganz ausgezeichnet rüberkommt, es gibt keinerlei Aufweichung zugunsten des Mainstreampublikums, kein Comic Relief an der Seite des "Daywalkers", der uns den Helden näherbringen soll. Wesley Snipes ist und bleibt das wortkarge Zentrum der Story, ein Charakter, der mehr von Außenstehenden konstruiert wird, als daß wir von ihm selbst irgendwas erfahren. Und auch sonst beherrscht eine ruppige Härte und Hoffnungslosigkeit die gnadenfreie Szenerie. Seine Helfer sind ein krebskranker, harscher Waffenmeister und Chemiker und eine bereits gebissene Frau, die so am Schicksal Blades stärker Anteil nimmt als ein gänzlich Außenstehender.
Der Ton ist grimmig, die Action ist hart, das kommt positiv hinzu. Wenn mal ein Witz gemacht wird, ist der meistens noch schwärzer als die Realität und ansonsten gibt's nur die brutale Offenheit. Hier wird geschlossen, geschlagen, gefechtet, zerschnitten, abgehackt und flambiert, daß es nur so eine wahre Freude ist. Blut fließt hier literweise und die Einzelteile werden den Zuschauern nur so um die Ohren geblasen.
Zwar sind viele der Effekte als PC-Schöpfung deutlich erkennbar (z.B. die Zerfallssequenzen der getöten Vampire und das fließende Blut), aber das unterstreicht den Comiccharakter der Geschichte nur noch mehr, die immer schön flüssig an ihrem roten Faden festhält.
Es ist meist ständig was los und wenn nicht, ist das erzählerisch notwendig oder dient nur der kurzen Vorbereitung auf den nächsten Actionhöhepunkt.
Snipes ist ein schwarzer "Eisberg" in diesem Inferno, dessen Präsenz und Handlungen deutlich über den zu sprechenden Sätzen stehen. Kristoffersen ist ein launischer Helfer und N'Bushe Wright als gebissene Ärztin ist mit der nötigen Sprödheit und dem erforderlichem Ernst dabei. Schön überzeugend auch Stephen Dorff als Gegenspieler Frost, der aus seiner nicht sehr aufregenden Erscheinung doch einen furiosen Schurken zimmert.
Ein besonderes Plus meinerseits geht an die Bauten, die sich als nüchtern-kühl-modern und superatmosphärisch erweisen, seien es nun der Unterschlupf Blades als auch die Bibliothek der Vampirbibel oder der Tempel des Blutgottes am Ende. Alles wirkt stilisiert mit dem nötigen Hauch von Realität und dem schönen Schein comichafter Künstlichkeit.
Ungemein hilfreich ist es, vor dem Gebrauch des Films seinem Gehirn mal wieder eine Auszeit zu gönnen und das Vakuum mit Fröhlichkeit und Bier zu füllen, dann macht der Film noch mehr Spaß.
Rundherum ein Glücksfall für den Action-Horror und den Comic-Sektor: eine selten gelungene Symbiose, reizvoll und voll mit Bildern, die man noch nicht von irgendwoher kennt. Fahr ab das Ding! (8/10)