Aus einer Zeit, als Comicverfilmungen noch keine Dutzendware waren, und die für ein erwachsenes Publikum schon gleich gar nicht, stammt diese von Stephen Norrington verfilmte Vorlage aus dem Hause Marvel. Hier tobt ein Krieg im Verborgenen, Vampire haben das moderne Leben unterwandert, Halb-Vampir Blade hat den Kampf gegen diese aufgenommen. Zusammen mit seinem Kumpel Whistler sehen sie sich mit Deacon Frost konfrontiert, einem jungen und rebellischen Blutsauger, der die bestehende Ordnung erschüttern will.
Nach den ersten Minuten, in denen kurz die Herkunft der Titelfigur angerissen wird, folgt schon eine ikonische Szene. Die Disco mitsamt Blutdusche bietet einen actionreichen Auftakt, der chic choreographiert und flott montiert ist. Blade bekommt einen coolen ersten Auftritt und ebenso auch Hauptdarsteller Wesley Snipes. Von hier aus erzählt Norrington dann mit anständigem Tempo von der Welt, in der sich der Daywalker bewegt, von den diese Welt bevölkernden Vampirclans, von den Rangeleien bei den Blutsaugern, von okkulten Legenden und von Blades Kampf gegen die Vampire und sich selbst. In ausreichenden Dosen arbeitet das Skript immer wieder die Hauptfigur etwas auf, ohne sich in Exposition zu verlieren und beleuchtet Blade und dessen Vergangenheit sowie Umfeld soweit, dass sich die Figuren lebendig anfühlen.
Was die Vampirlehre angeht, so hat „Blade“ seine eigenen Regeln bezüglich Kreuzen, Herkunft und Beseitigungsmöglichkeiten. Als Verfechter der klassischen Mythen kann ich mich damit arrangieren, die Auswirkungen lassen sich in den zahlreichen Actionsequenzen bewundern. Diese sind oft temporeich inszeniert, die visuellen Effekte sind allerdings nur mehr oder weniger gelungen. Und manches sah schon damals im Kino nicht gut aus, da braucht man sich nichts vormachen. Auch gerät das stattliche Tempo gerade vor dem Showdown etwas aus dem Tritt und das Finale selbst ist (ein dennoch unterhaltsames) Malen nach Zahlen. Dafür bekommt man davor eine durchgehend tolle Atmosphäre, hier und da mal etwas grimmigen Humor und ein überzeugend aufspielendes Ensemble.
Wesley Snipes kann mit seiner Präsenz glänzen und verkörpert den Halbvampir ansprechend. Cooler als hier war er wohl nie. Stephen Dorff gibt als Frost einen soliden Gegenspieler, Kris Kristofferson einen ebensolchen Gefährten Blades. Seine kurzen Szenen mit dem Titelhelden wirken wie eine kernigere Alfred-Bruce-Beziehung, N'Bushe Wright und Donal Logue sind auf ihrer jeweiligen Seite als Karen Jenson und Quinn passende Sidekicks. Und Udo Kier sehe ich einfach immer gerne.
„Sooner or later the thirst always wins.“
„Blade“ ist immer noch ein gelungener Comicfilm, der atmosphärisch, ausreichend blutig und actionreich daherkommt. Dabei bietet er lebendige Figuren und Energie, aber auch ein paar unschöne visuelle Effekte und gerade zum Ende hin verlässt ihn etwas die Sicherheit im Rhythmus. Dennoch ein spaßiger Streifen mit einer coolen Hauptfigur, anständiger Kameraarbeit und einem passenden Stil.