Millionen Menschen aus allen Herren Ländern haben sich bereits diese heikle Frage gestellt. Was passiert eigentlich, wenn man ein schleimiges Krebsgeschwür herauswürgt, welches ein bizarres Eigenleben sowie einen kaum zu stillenden Appetit auf Menschenfleisch entwickelt, das dabei rasant wächst und welches es sich schließlich in einem Küchenschrank gemütlich macht? Die Antwort auf diese nur allzu verständliche Frage lieferte Bret McCormick bereits im Jahre 1986 mit seinem penibel recherchierten und erfreulich zurückhaltend umgesetzten Dokumentarfilmdrama The Abomination. Okay, Spaß beiseite. The Abomination ist natürlich geschmackloser SOV-Monster-Splatter aus Texas, angesiedelt knapp über Amateurniveau, schlecht gespielt, schlecht inszeniert, schlecht gefilmt, schlecht nachsynchronisiert und schlecht geschnitten, aber der Gore-Score stimmt, und die blutigen Spezialeffekte machen durchaus Laune, vorausgesetzt man ist ein Fan der alten FX-Schule und hat ein Faible für hanebüchenen Billig-Trash.
The Abomination erzählt die tragische Geschichte von Cody Lee (Scott Davis), der zusammen mit seiner krebskranken Mutter Sarah (Jude Johnson) in einem alten Häuschen auf dem Lande wohnt. Glücklicherweise wird seine fanatisch-religiöse Frau Mama vom dubiosen Fernsehprediger Brother Fogg (Rex Morton) durch Handauflegen auf das TV-Gerät geheilt, woraufhin sie das Krebsgeschwür auf den Boden kotzt. Unglücklicherweise weigert sich der eklige Klumpen zu sterben und schlüpft des Nachts durch den Mund in den schlafenden Cody. Glücklicherweise überlebt Cody diese Körperinvasion der heimtückischen Art. Unglücklicherweise vermehrt sich der Tumor in ihm jedoch, was dazu führt, daß Cody nach und nach mehrere klumpige Monster in die Welt setzt, deren hungrige Mäuler allesamt gestopft werden wollen. Cody steht bald völlig unter dem Einfluß der abscheulichen Kreaturen, und so begibt er sich auf die Suche nach Opfern, die er an die (noch) kleinen Racker, die sich überall in der Küche eingenistet haben, verfüttert. Mahlzeit.
Phasenweise erinnert The Abomination stark an Filme, die weit, weit besser sind. David Cronenbergs Shivers (Parasiten-Mörder) etwa. Oder Douglas McKeowns The Deadly Spawn (Kosmokiller - Sie fressen alles). Oder natürlich Roger Cormans The Little Shop of Horrors (Kleiner Laden voller Schrecken). So wie die liebenswerte Audrey sind auch die gefräßigen Scheusale in diesem Film scheinbar nimmersatt und vertilgen so ziemlich alles, was man ihnen in die aufgerissenen Mäuler stopft. Die zusammengestoppelten Monster der Marke Augsburger Puppenkiste für Arme und Perverse verbreiten ein angenehm bizarres Homemade-Flair, das einem sehr dabei hilft, die manchmal langen neunzig Minuten zu überstehen. Wenn Cody z. B. einen der Klumpen in einer Kloschüssel platziert, damit er dem nächsten Benützer eine unschöne Überraschung beschert, dann kann man sich als fortgeschrittener Trashologe ein schadenfrohes Grinsen kaum verkneifen, zumal es der Typ, der beim Kacken ins Gras beißt, nicht besser verdient hat.
Abgesehen von den lustigen Monsterszenen, die gar nicht so zahlreich sind wie sie zu sein scheinen (McCormick nutzt manche Einstellungen gleich mehrfach), gibt es dank Cody auch durchtrennte Kehlen und einen zersägten Schädel zu bestaunen, aus dem das bißchen Gehirn fröhlich herausflutscht. McCormick hatte wohl die örtliche Fleischerei leergeplündert, da er auch mit Eingeweiden nicht gerade sparsam umgeht. Außerdem hatte er anscheinend eine solche Freude mit den diversen Gore-Einlagen, daß er dem Film eine etwa dreieinhalbminütige Best-of-Splatter-Sequenz voranstellt, die er dem Publikum als Alptraum verkauft. Immerhin sorgt er so gleich mal dafür, daß es in Hinsicht auf The Abomination zu keinen Mißverständnissen kommen kann. Was hier zählt ist das enthusiastische Blutgemansche mit Monsterbeilage, der Rest ist bloß nötiges Beiwerk, über das man besser den Mantel des Schweigens hüllt. Obwohl die biblischen bzw. religiösen Untertöne für eine gewisse Originalität sorgen und der Dialog gegen Ende das ganze Geschehen zuvor in Frage stellt.