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Ist ein mieser Romero noch immer sehenswert?

Nein. Um die Frage aus der Überschrift sofort zu klären. "Bruiser" ist nur für hartgesottene Komplettisten notwendig. Der Rest kann diesen steifen Thriller im Oeuvre des Zombie-Vaters ohne Gewissensbisse umgehen. "Bruiser" macht seinem Namen alle Ehre und tut gehörig weh. Vor allem wenn man an Romeros Können denkt. Zu keinem Zeitpunkt könnte man auch nur erahnen, dass es ein Romero ist. Sogar von ihm geschrieben. Spätwerk kann man dazu noch nicht sagen, aber qualitativ ist das ein Zu-spät-Werk, bei dem nur sehr wenig zusammenläuft. Der konfuse und oberflächliche Revenge-Slasher handelt von einem Mitarbeiter einer sexy Zeitschrift ala Playboy. Als er die Demütigungen seiner Frau, seines Chefs und seines Kumpels eines Tages nicht länger hinnehmen will, ziert eine weiße Maske sein Gesicht, die ihn zu grausamen Rachenorden treibt... Und all das verschachtelt erzählt, als ob Romero sich nicht anders zu helfen wusste, um diesen Schnarcher aufzupeppen. Wie ein Mix aus "American Psycho" und "Darkman" - nur in belanglos, texturarm, lahmarschig. Sogar Romeros Paradedisziplin, die Sozialkritik, kommt hier nicht über Zweitklässlerniveau hinaus. Zurück bleibt Ratlosigkeit.

Was ist gut an "Bruiser"? Puh, da muss man schon weit in die Tasche greifen. Mit einem Auge zu. Und rosaroter Romero-Brille auf. Wie wäre es mit einem ausufernden Halloween-Party-Finale inklusive Laserkanone und tonalem Todeschaos. Das hat im Gegensatz zu der Langeweile vorher immerhin Spaß gemacht. Wenn auch aus falschen Gründen. Die Maske ist noch cool. Ein paar Ladies sind nett anzusehen. Und das Grundthema der radikalen Charakterfindung hat Potential. Leider endet die Proliste dann auch schon. Nach dem starken "The Dark Half", fast eine Dekade zuvor, ist "Bruiser" ein schmerzhafter Rückschritt. Die lange Pause hat dem Vater der Untoten nicht allzu gut getan. Sein hüftsteifer "Schläger" sieht aus wie ein Fernsehfilm, bietet keine Figuren die Interesse oder Sympathie wecken und die Kills sind erschreckend blutarm. Spannung, Schock, Horror, Spaß - zum Großteil Fremdwörter für Romeros alles andere als glorreiche Rückkehr. "Bruiser" ist nicht verkannt, er ist verpennt. Romeros unterstes Standard-Niveau wird nur angekratzt. Die Darsteller sind entweder blass oder stupide am Overacten. Der Ton ist mal hell mal dunkel, mal witzig mal bierernst. Oft sogar unfreiwillig komisch. Und obendrein ist sogar die Aussage höchst fraglich. Obwohl ich zumindest diese Kritik nicht ernsthaft an einem Tag bringen kann, an dem ich "Carrie" ein Meisterwerk genannt habe. "Bruiser" ist ein Looser.

Fazit: konturlos wie sein Protagonist, chaotisch als hätte der gute George sein Handwerk verlernt. "Bruiser" hat interessante Ansätze, versagt dann jedoch auf etlichen Ebenen. Kein guter Film. Ganz und gar nicht. Obwohl ich fast noch Schlimmeres erwartet hatte... sein Ruf eilt ihm voraus. Und der stinkt.

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