Der 90. Geburtstag oder Dinner for One (1963)

Miss Sophie hat Geburtstag, die Dame wird 90 Jahre alt. Da ihre eingeladenen Freunde allerdings inzwischen verstorben sind, übernimmt Butler James deren Rollen bei Tisch. Und so darf er bei jedem Gang des Menüs reihum gehen und mit dem Geburtstagskind auf dessen Wohl anstoßen. Schon bald machen sich erste Aussetzer bei dem bemitleidenswerten Angestellten bemerkbar.

Für manche ist das ja ein festes Ritual. Jedes Jahr an Silvester gibt es diesen Sketch mit dem Butler und der alten Dame, die Geburtstag feiert. Langweilt das nicht irgendwann? Mich nicht, ich kann mich jedes Jahr darüber amüsieren.
Großen Anteil daran hat Hauptdarsteller Freddie Frinton, der die Rolle in dem von Lauri Wylie in den 1920ern geschriebenen Sketch perfekt verkörpert. Sein Gespür für Timing und Nuancen in Mimik und Spiel begeistern mich bei jeder Sichtung. Den sich langsam steigernden Kontrollverlust, den er aber immer noch versucht mit der Würde des Butlers zu füllen, ist mitunter urkomisch. Seine Partnerin, in dieser Aufzeichnung May Warden, spielt zwar nur die zweite Geige, wirkt aber als leicht spinnerte und doch resolute Dame stets wie ein toller Gegenpart.

Es ist die Mischung aus Slapstick, Running Gags und den verbalen Entgleisungen mit zunehmender Spielzeit, die den Sketch so gelungen wirken lassen. Sir Toby kriegt den Hals nicht voll, der Admiral schlägt die Hacken zusammen, das Tigerfell ist im Weg und der sich ewig wiederholende Dialog, ob es denn wirklich so wie im letzten Jahr laufen muss. Inklusive einer mehr als eindeutigen Andeutung am Ende des Abends. Und nutzt sich ein Gag mal ab (Tigerfell), lässt Frinton ihn einfach mal aus, um ihn später wieder zurückzuholen.

Frinton tourte mit dem Sketch schon etliche Jahre vor dieser Aufzeichnung durch Britannien, Anfang der 1960er Jahre wurde man hierzulande darauf aufmerksam. Letztlich entstand 1963 die bekannte Aufzeichnung des NDR, die nun jährlich am Jahresende durch die Sender tingelt. Die anderen Versionen sind in meinen Augen vernachlässigbar und reichen nicht an diese Version heran. Auch in anderen Ländern gehört der Sketch mittlerweile zum Programm, zu Weihnachten oder Silvester.

„I now declare this bazaar opened!“ Das Ding ist Kult, kann man nichts machen. Jedes Jahr auf's neue urkomisch und fester Bestandteil des Jahresausklangs. Vorgetragen mit einem perfekten Timing, bringt mich diese Aufführung jedes Mal wieder zum Lachen und bleibt die einzig wahre Version.