Review

Wer bei diesem Film einen Horror-Streifen oder einen Thriller erwartet, wird wohl böse enttäuscht werden. Ist er nämlich nicht. Er ist vielmehr ein gut gemachtes Drama.

Das Leben des Eric Binford ist ziemlich trostlos. Er lebt bei seiner gelähmten Tante, der er den Rücken massieren muss, arbeitet als Auslieferer in einer Firma, die Kinofilm verleiht und hat keine Freunde, geschweige denn eine Freundin. Zum Ausgleich lebt er in einer Hollywood-Traumwelt und zerrt sich, wann immer es geht, Filme rein. Auch wenn in vielen Reviews behauptet wird, er stehe auf Horror-Filme, ist das einfach falsch. Er sieht alles.
Seinem Frauentraum kommt er näher, als er in einem Diner eine Rollschuh-Verkäuferin trifft (hey, es sind die frühen 80er), die eine gewisse Ähnlichkeit mit Misses Monroe hat. Sie verabreden sich zum gemeinsamen Kinobesuch - und alles sieht bestens aus. Leider vergißt Blondchen den Termin und Eric ist etwas verstört. Selbst eine Nutte möchte nichts mit ihm zu tun haben. Als dann noch seine Tante seinen Filmprojektor umreißt, ist es mit Erics Geduld zu Ende. Seine Traumwelt und seine Phantasien, wie die von ihm angebeteten Filmrollen sein Leben zu meistern, nehmen von ihm Besitz. Er entsorgt seine Tante, indem er sie aus lufter Höhe in die Tiefe befördert und macht sich auf, unter einem neuen Ego sein Leben zu gestalten. Mit der unwilligen Nutte rechnet er noch mehr oder minder zufällig ab. Er verkleidet sich als Dracula und verfolgt sie des nachts. Leider stürtzt die gute Frau über und in einen Zaun und scheidet dahin. Eric nutzt die Gelegenheit, sich, der Rolle entsprechend, ein wenig roten Saft einzuverleiben. Seinen Chef bringt er als Mumie mittels Herzversagen ins Grab, seinen schmierigen Collegen (schon als junger Schauspieler ein Brechmittel - Mickey Rourke) erschießt er als Revolverheld und einen Filmproduzenten, der ihm eine Filmidee klaut, sucht er als klassicher Gangster final auf.
Die Polizei kommt ihm auf die Schliche (ist auch nicht richtig schwer, Eric lebt sich in aller Öffentlichkeit aus) und stört seine neue Rolle. Gemäß "Der Prinz und die Tänzerin" unternimmt er gerade ein stilvolles Treffen mit seiner Verkäuferin. Sie fliehen beide und werden in Hollywood im Chinese Theatre gestellt. Auf dem Dach erlebt Eric seine letzte Rolle, wird aber von Scharfschützen zersiebt. Klappe.

Dieser Film lebt von zwei Dingen. Das eine ist die ernsthaft rüberkommende Tragik des Lebens von Eric. Seine Verkäuferin mag ihn wirklich und es hätte so schön werden können. Ist es aber nicht. Das andere Element ist Eric selbst. Er wird unglaublich gut gespielt bzw. in Szene gesetzt. Lächerliche Eigenschaften (Kleidung, Sprache) und konsequentes Handeln machen aus dieser Rolle ein echtes High-light. Alleine schon der Auftritt im gelben Mantel bei der Beerdigung seiner Tante ist eine klasse Szene (in Kombination mit dem Pastor und seinem Auto). Auch die Gespaltenheit ist super. Derselbe Eric, der in die Urme seiner Tante ascht, verzweifelt an ihrer Abwesenheit, als er glaubt, ihm wäre durch den Kontakt mit dem diebischen Produzenten der Durchbruch gelungen.

Dieser Film fristet völlig zu unrecht ein Dasein in ziemlicher Vergessenheit. Zum Glück gibt es eine NL-Version, die diesen Spaß spottbillig ohne Syncro-Verluste auf die Mattscheibe bringt. Klare 8 von 10.

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