Review

„Forced to Kill“ ist ein Vehikel aus der Actionschmiede PM, das Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller Corey Michael Eubanks voll auf sich zugeschnitten hat.
Eine Truppe von Gangstern will eine Bar in einer ländlichen Gegend ausnehmen, doch der Sheriff Wilson (Michael Ironside) und seine Mannen sind schnell zu Stelle. Nach einer Auseinandersetzung und einer Verfolgungsjagd können die Gangster jedoch zur Strecke gebracht werden – auch wenn bis auf einen alle von ihnen auf selbiger bleiben. Damit kann der Film aber einen ganz netten Actioneinstieg bieten, der teilweise PM-typische Übertreibungen bietet (ein Auto fliegt meterweit durch die Luft und die Insassen klettern kaum verletzt heraus usw.).
Der junge Johnny (Corey Michael Eubanks) klaut im Auftrag der Bank auf Raten gekaufte Autos von säumigen Schuldnern zurück und besteht diesen Job dank einiger Talente in Selbstverteidigung recht gut. Als zusätzlichen Job soll er ein gemopstes Auto noch nach Utah überführen. Corey Michael Eubanks inszeniert sich selbst zwar ein wenig, als friedliebender Martial-Arts-Profi mit großem Herzen, der seine überlegenen Skills nur in Zeiten größter Not anwendet, aber dies fällt nicht allzu sehr auf, da viele B-Recken etwas überzeichnet dargestellt werden.

Als Johnny bei seiner Fahrt durch die USA an einer Raststelle ein paar Rowdys vermöbelt, erregt er die Aufmerksamkeit einiger Hinterwäldler. Diese drängen ihn von der Straße und nehmen ihn gefangen. Er soll für sie in einem Kampfsportturnier antreten und als Belohnung winkt seine Freilassung...
Nicht nur das Wald- und Wiesenszenario ist für PM-Verhältnisse etwas ungewohnt, sondern auch der Verzicht auf viele der üblichen Budgeteinsparungen. Keine Szenen an Schauplätzen, die man schon in zig anderen PM-Filmen gesehen hat, sondern viele Außendrehs, kein Szenenrecycling usw. Das Szenario mit den Hinterwäldlern ist mal eine Abwechslung zur Großstadtaction, wird aber nur wenig ausgearbeitet. Zwar kommen bei den verwarzten Rednecks mit mäßiger Triebkontrolle Assoziationen zum Backwood-Film durch, doch letztendlich könnten die Entführer auch irgendwer anders sein, denn viel zur Sache tut das nicht.
Doch trotz der sehr professionellen Machart durch den Stuntman, Stunt Coordinator und gelegentlichen Regisseur Russell Solberg hat „Forced to Kill“ eine gravierende Schwäche: Die Story ist selbst für PM-Verhältnisse extrem dünn. Es passiert nur wenig und mit diversen Subplots (z.B. die unterdrückte Nichte des Chef-Entführers) wird der Film mühsam auf etwas weniger als 90 Minuten gestreckt. Dabei kommt leider nur wenig Spannung auf, so dass sich der Film teilweise nur von Actionszene zu Actionszene hangelt und das Dazwischen keine Sau interessiert. Zudem mag manche Volte ja aus logischer Sicht Sinn machen, etwa Johnnys zahlreiche Fluchtversuche – dramaturgisch ist das schon nicht so sauber, denn man weiß schließlich, dass es irgendwann zum großen Turnier kommen muss.

Da liegt dann weiterhin der Hase im Pfeffer: Nach dem ganzen Gewese, das um die Veranstaltung gemacht wurde, macht „Forced to Kill“ wenig daraus. Sie ist nicht der Showdown, sondern leitet das letzte Drittel ein. Noch dazu werden die meisten Kämpfe bloß in einer kurzen Montage gezeigt, bei der sich lauter ähnlich bekleidete Typen auf die Fresse hauen, dann steht schon das Finale an, in dem Johnny gegen einen anderen Fighter antritt. Unterschiedliche Typen oder Kampfstile werden gar nicht vorgestellt. Immerhin sind die Kämpfe recht gelungen choreographiert, auch wenn sich hier eine gewisse Eitelkeit zu Buche schlägt: Man sieht fast nur Corey Michael Eubanks kloppen. Sein bester Fight ist allerdings nicht im Turnier, sondern eine vorige Bewährungsprobe auf einer Pferdekoppel. Neben Martial Arts bietet die Action etwas Geballer mit ein paar blutigen Einschüssen und einige Verfolgungsjagden. Die Schießereien sind von Menge und Länge nicht sehr umfangreich, weshalb sie trotz netter Machart nebensächlich bleiben. Die Verfolgungsjagden sind teilweise etwas PM-typisch übertrieben, wenn auch nicht so sehr wie in „The Stuntdriver“ und Co., und sind ebenfalls recht unterhaltsam inszeniert. Was allerdings nicht ganz klar ist: Warum heißt der Film „Forced to Kill“? Beim Turnier hauen sich die Gegner nämlich nur ohnmächtig. Vielleicht weil Johnny bei der obligatorischen Befreiung seiner Liebsten am Ende Leute killt?
Corey Michael Eubanks ist sicherlich kein schlechter B-Darsteller, aber auch kein besonders charismatischer. So zieht er seine Performance hier solide vom Leder, bleibt aber nicht im Gedächtnis. Als prominentes Nebenrollengesicht (fast schon obligatorisch für PM-Filme dieser Ära) schlägt sich ein bärbeißiger Michael Ironside recht gut. Don Swayze und Mickey Jones haben nicht nur bekannte Gesichter, sondern sind auch herrlich schmierig als Hillbilly-Söhne, während Rance Howard den Redneck-Patriarchen mit überraschend viel Gravitas gibt. Die restlichen Akteure sind relativ routiniert, haben aber kaum Raum zum Glänzen. Clint Howard etwa hat nur eine kleine Nebenrolle, Kari Whitman und Cynthia J. Blessingon sind eher der Optik wegen da.

So kommt „Forced to Kill“ trotz professioneller Machart, ordentlichem Casting und guter Action nicht über den Genredurchschnitt hinaus: Dafür ist die Story zu dünn und unspannend, die Actionszenen etwas kurz und das groß angekündigte Turnier enttäuschend schnell abgehandelt.

Details
Ähnliche Filme