Für die einen ist es Kinderkram, für die anderen eine willkommene Gelegenheit endlich mal wieder die kindlichen Triebe rauszulassen, wenn Pixar und Konsorten ihr neuestes Projekt veröffentlichen. "Monsters Inc." hatte zwar im Vorfeld mit Vorwürfen der Kindlichkeit zu kämpfen, doch am Ende kommt wieder ein außerordentlich unterhaltsames und lustiges Stück Film dabei heraus, in das man Schulkinder jeden Alters bedenkenlos mitschleppen kann, falls man sich den Spaß nicht ohnehin allein gönnen will.
Der Brüller vor dem Herrn bei der Kinoauswertung ist jedoch der Vorfilm, den uns Pixar als Vorspeise serviert.
"Der Vogelschreck" ist ein vierminütiger Zwischen-die-Sitze-Rutscher der Güteklasse A, ohne daß ein Wort gesprochen oder in Wahnsinnsslapstick verfallen werden muß. Das Filmchen handelt von einer Gruppe Vögel, die sich auf einer Überlandleitung niederlassen und dort einem großen und recht goofyhaft aussehenden Riesenvogel begegnen, der recht anhänglich ist. Als die Vögel sich gegen diese Vertraulichkeiten wehren, knocken sie sich kurzsichtig selber aus.
Allein der Anblick der irgendwie eulenähnlichen und eiförmigen Vögel mit ihren Riesenaugen, die sich mit seltsamen Lauten unterhalten, reizt zum Gniggern. Doch wenn dann auch wunderbar beobachtetes echtes Vogelverhalten und mimische Komik der ersten Güte dazukommt, ist das Vergnügen perfekt. Diese 240 Sekunden kann man auch gern zweimal hintereinander sehen.
"Monsters Inc." schließlich überfährt den Zuschauer dann in der ersten halben Stunde mit einer Fülle von skurilen und phantastischen Einfällen rund um die Monsterstadt, die, wenn man sie nicht ausnehmend schon in der Fachpresse studiert hat, die Unbedarften zu Begeisterungsstürmen hinreißen werden. Die wunderbar getimten Hauptcharaktere sind ein wahrer Genuß, wobei die Gewichtung ideal auf zwei verteilt wird. Das wirkliche Feuerwerk läuft dabei jedoch im Hintergrund bei den Nebenfiguren ab, wo gerade darauf Wert gelegt wird, was bei "Das große Krabbeln" z.B. noch zu kurz kam: jede noch so kuriose kleine Idee findet Platz. Dabei werden sich nicht nur die jungen Besucher freuen, auch die Großen haben etwas zu staunen, wenn auch "erwachsener" Humor, wie bei "Shrek" hier größtenteils vermieden wird. Einige gelungene Gags (Mike bestellt für das Rendezvous einen Tisch im "Harryhausen", wie passend!) sind jedoch dennoch dabei.
Die restliche Stunde läuft dann wesentlich konventioneller ab, wenn das Versteckspiel rund um die in die Monsterwelt eingedrungene Boo, ein kleines Mädchen, in einer überlangen Verfolgungsjagd endet. Dabei bekommt die Story jedoch mit vielen Wendungen rund um eine Schrei-Saug-Maschine, die Verbannung unserer Helden zum Yeti im Himalaya und schließlich eine Indiana-Jones-mäßige Verfolgungsjagd in dem Türen-Archiv der Monsterwelt genug Abwechslung mit, um das Interesse nie erlahmen zu lassen.
Kritikpunkt Nr.1 wird sicherlich das kleine Mädchen sein, deren babyhaftes Gegurgel und Gebrabbel nicht jedermanns Sache ist, aber im Sinne der Geschichte notwendig, da ein größeres Kind nicht all das mitmachen würde, was die Monster mit ihr anstellen. Im Schlußdrittel wird zwar die Gefühlsschraube etwas angezogen, man verliert sich jedoch nicht in disneyhaften Untiefen. Den Abschluß machen wie immer das übliche Happy-End mit reichlich Out-Takes, die diesmal den kompletten Nachspann bebildern.
Wer also nicht mit übersteigerten Erwartungen a la "wertvolles Kino" oder "Tex-Avery-Style" an die Sache herangeht, wird einen Heidenspaß erleben. Punktum. (8/10)