Review

Mit Fast Food Nation ist ein bemerkenswert anderer Film entstanden, keine richtige Filmhandlung aber auch kein Dokumentationscharakter, eher eine Aneinanderreihung von Meinungen und Gegenpositionen zu fast allen politischen und wirtschaftlichen Themen unserer von Profitgier und Globalisierung gekennzeichneten Zeit.

Man merkt dem Film seine Ambitioniertheit und das persönliche Engagement der Schauspieler an. Wer hier alles einen Gastauftritt hat, ist schon bemerkenswert.

Der Film reiht eingepackt in drei Haupthandlungsstränge um Greg Kinnear als Marketingstratege der fiktiven Burger-Kette, den in der Fleischzuliefererfabrik arbeitenden mexikanischen illegalen ArbeiterInnen und einer als Aushilfe im Restaurant angestellten Schülerin verschiedenste Positionen zu Problemen der amerikanischen Wirtschaft und Politik als Diskussionen oder salopp eingestreuten Statements unterschiedlicher Personen aneinander.

Es ist einfach faszinierend, wie im Laufe des Films so gut wie alle Punkte auf diese Weise abgehakt werden, die an der jetzigen kapitalistischen Wirtschaft zu Debatten sowohl in den USA als auch global, also auch für Deutschland relevant, geführt haben:
Vom Farmer (Kris Kristofferson) der über Landenteignung durch den Staat und illegale Preisabsprachen spricht, hin zur sehr nüchternen Position der Wirtschaft vertreten durch Bruce Willis, dann noch die Geschehnisse um die Ausbeutung der Arbeiter mit allen Konsequenzen und die Burger-Restaurant-Angestellte die schließlich kündigt und sich einer Gruppe von Aktivisten anschließt, die darüber debattieren ob blinder Aktionismus mehr bringt als regelkonformes Briefeschreiben, da die Politik durchtränkt ist von Lobbyisten und somit sowieso nicht handeln will.

Einfach genial wie all diese Probleme, die nicht nur amerikanisch sind, sondern eine globale Schieflage präsentieren hier von unterschiedlichster Position beleuchtet und teilweise einfach lapidar im Dialog abgehakt werden.
Beispiel: "es interessiert die einen Scheiß ob wir hier seit 35 Jahren sind, wenn wir zu wenig produzieren wird die Fabrik geschlossen!"

Nebenbei bemerkt: dies ist kein Film um gegen den Konsum von Fast Food oder gar den Verzicht auf Fleisch zu werben! Hier geht es tatsächlich um viel mehr. Natürlich wird auch gezeigt, wie in unserer industrialisierten Zeit auch Fleisch zu Massenware wird und dementsprechend "produziert" wird. Das mögen für den ein oder anderen Blauäugigen verstörende Bilder sein, aber so ist nun mal die Realität. Wenn man sich danach entscheiden sollte, auf solch ein hergestelltes Fleisch zukünftig zu verzichten und lieber beim Biobauern kauft, okay - aber das ist nicht die Intention dieses Films.

Fazit: ein überaus wichtiger, interessanter Film, den ich jedem der sich für Themen wie Globalisierung, Lobbyismus, Ausbeutung von Arbeitern, übergeordnet gesagt, dem heutigen Kapitalismus der über Leichen geht, interessiert und jedem  der sowieso schon sieht, dass wir so nicht weitermachen sollten, wärmstens als Herz legen möchte. Ein Wachrüttlerfilm und ein Aufregerfilm!

....die Frage ob der ambitionierte Marketingstratege nach der ersten Hälfte des Films wachgerüttelt wurde und vielleicht gekündigt hat, wird im Abspann geklärt :-)

9 von 10

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