Die Handlung von "Election 2" setzt ziemlich genau zwei Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils ein.
Lok`s (Simon Yam) Amtszeit als Triaden-Boss neigt sich dem Ende zu. Schnell finden sich verschiedene Kandidaten für seine Nachfolge, die aber allesamt keine Chance auf den Posten haben, denn die "alten Männer" im Hintergrund favorisieren Jimmy (Louis Koo).Der wiederum ist eigentlich nicht wirklich interessiert, ist nur des Schutzes wegen Triaden-Mitglied und will seine erfolgreichen Geschäfte aufs chinesische Festland ausdehnen.
Gerade als er in China einem Regierungsbeamten eine Tasche voller Schmiergeld übergibt schnappt die Falle zu. Jimmy wird festgenommen und kurz darauf von einem zwielichtigen Geheimdienst-Mann wieder aus dem Knast geholt. Dieser erklärt ihm, daß Jimmy ab sofort seine Business-Pläne in China vergessen kann und nur noch als Tourist willkommen ist - es sei denn er wäre Anführer seiner Triade...
In der Zwischenzeit hat sich in Hongkong Lok dazu entschlossen sein Amt nicht abzugeben. Da Jimmy bisher kein Interesse daran zeigte, wähnt Lok sich seiner Sache sicher. Doch leiderhat er nicht mit Jimmy`s Sinneswandel gerechnet und so beginnt ein erneuter "Wahlkampf".
Wie bereits in meinem Review zu Teil 1 gesagt, machte dieser trotz allerlei Mankos gegen Ende wirklich Lust auf diese Fortsetzung. Innerlich traute ich der Fortsetzung nicht wirklich viel zu und stellte mich für den schlimmsten Fall aber auf eine Art Wiederholung der Eindrücke von Teil 1 ein.
Aber was soll ich sagen, alle Bedenken waren umsonst! Schon nach wenigen Minuten Spielzeit war mir klar, daß "Election 2" eindeutig in einer anderen, höheren Liga spielt als sein Vorgänger!
Regisseur Johnnie To und seine Drehbuchautoren Yau Nai Hoi und Yip Tin Shing haben aus den Kritikpunkten am ersten Teil die Konsequenzen gezogen und nahezu alles richtig gemacht.
Den größten Schritt in Richtung eines ernstzunehmenden Films hatten die Drei ja bereits am Ende des ersten Films getan, als sie Big D in die ewigen Jagdgründe schickten. Damit war endlich Ruhe im Karton, denn der mit Abstand größte Nerv-Faktor von "Election" war beseitigt. Da die Drehbuchautoren denselben Fehler nicht nochmal begingen, die westlichen Zuschauer mit dem von uns so ungeliebten dämlichen Overacting zu konfrontieren, waren schon 30% auf dem steinigen Weg zu einem guten Film zurückgelegt.
Die auch hier wieder stattfindenen Gespräche unter den Triaden-Mitgliedern wurden zudem etwas weniger verwirrend und zeitlich ausschweifend gestaltet, wodurch der ganze Film deutlich straffer und zielgerichteter wirkt. Mit dieser Maßnahme war die halbe Miete bereits eingefahren, sprich der Film hatte endlich eine nachvollziehbare, spannende Story ohne lästige Nerverei!
SPOILER
Nachdem nun die eklatantesten Probleme behoben waren, würzten die Drehbuchautoren die Story noch mit einigen sehr gelungenen Szenen, wie die als Lok mit einem seiner Konkurrenten angeln geht, wie seinerzeit mit Big D. Die Spannung ist hier förmlich zu greifen, da man zwar annimmt, die Szene aus "Election" könnte sich wiederholen, wenn auch mit eventuell anderem Ausgang.
Ebenfalls bemerkenswert sind die Szenen, in denen Jimmy endgültig zum grausamen Gangster mutiert, indem er einen Anhänger von Lok zuerst foltern lässt, ihm anschliessend selbst die Arme abschneidet, ihn durch den Fleischwolf drehen lässt und den Hunden zum Frass vorsetzt. Regisseur To versteht es hier beim Zuschauer die maximale Wirkung zu erzielen und dies vor allem ohne hektoliterweise Kunstblut einzusetzen und die Kamera voll draufhalten zu lassen.Blut gibt es zwar zu sehen, aber die eigentliche Wirkung wird hier mehr mittels Geräuschen, aus der Distanz im Halbdunkel aufgenommenen Bildern, der Reaktion von Jimmy`s Anhängern auf seine Tat und die folgende Szene am Esstisch erzielt.
Es gibt noch jede Menge weitere gute bis sehr gute Szenen in "Election 2", wie Lok`s Ermordung oder die Unterhaltung zwischen Jimmy und dem chinesischen Agenten auf dem Berg gegen Ende des Films. Sie alle aufzuzählen wäre müßig, besser man sieht sie!
SPOILER - ENDE
Johnnie To hat mit Hilfe eines guten Drehbuchs geschafft, was ich ihm in meiner Review zu Teil 1 unterstellte. Nämlich einen Film zu drehen, der nicht nur durch Action und Gewalt zu punkten weiß, sondern durch eine gute Handlung, Charaktere usw.
Das absolute Klassenziel "Der Pate" wurde dabei natürlich nicht erreicht, aber "Election 2" befindet sich zumindest auf Augenhöhe mit meinen bisherigen Hongkong-Favoriten "Infernal Affairs 1 + 2".
Die Gründe dafür, daß ich hier keine 10 Punkte vergebe sind folgende: Den perfekten Film habe ich bisher noch nicht gesehen, deshalb vergebe ich auch nie die volle Punktzahl!
Zu 9 Punkten fehlt "Election 2" leider noch der Feinschliff! Marginale Drehbuchschwächen, ein paar unnötige Szenen, gute, aber nicht sehr gute Darsteller, das Kunstblut ist zu hell usw.
Fazit: Mit "Election 2" hat Regisseur Johnnie To seinen bis dato sicherlich besten und reifsten Film abgeliefert. Teilweise schafft es To sogar die Gemütslage seiner Charaktere nur mittels der eingefangenen Bilder bestens zu transportieren - ohne erklärende Dialoge, ganz dem visuellen Medium Film gerecht werdend (Was übrigens 80% der Film-Regisseure heutzutage nicht schaffen!!)!