Endlich mal ein Film, der zwar nur auf Video erschienen ist, der aber seine Leihgebühr wert ist. Zwar ist "The Boondock Saints" für mich allenfalls für einen guten Partyabend zu gebrauchen, aber da wird er seine Wirkung garantiert nicht verfehlen.
Die Story ist voll mit witzigen Einfällen: Ein Mafia Gangster wird mit einem Klo erschlagen, zwei "Heilige" machen, kopfüber an einem Seil hängend, ein ganzes Apartment voll Gangsterbosse platt, eine Katze wird auf der Wand zerteilt und ein schwuler Polizist mit exzentrischen Ermittlungsmethoden verarscht seine eigenen Leute. Das alles ergibt einen wilden Mix aus Selbstjustizthriller, Actionfilm und Komödie mit einem kleinen Hauch Sozialkritik im Abspann (der aber ansonsten überhaupt zum Film passt).
Dabei ist das Maß an Menschenverachtung ständig ganz knapp am überlaufen. Während ich mich bei dem Witz über die "Nigger, Mexikaner und Weiße" noch schiefgelacht habe, sind die Erschießungen mit einer unglaublichen Kaltblütigkeit inszeniert. Aussage: Ein Mensch ist nichts wert, wenn er Verbrecher ist, also weg mit ihm. Darüber kann man sicher streiten und der menschenverachtende Grundton ist wohl auch der Grund für die Indizierung des Films und vielleicht auch daran mitverantwortlich, dass der Streifen nie im Kino lief.
Die Shootouts sind richtig cool ausgefallen. Der Bodycount ist nicht so hoch, wie es der Inhalt vermuten lässt, aber wenn geschossen wird, dann geht es zwar relativ unspektakulär und unakrobatisch zur Sache, dafür umso heftiger. Meistens sind die Schießereien wie bei John Woo in Zeitlupe geführt, sodass man alle Einschüsse detailliert sieht. Dazu sagen die beiden MacManus Brüder vor ihren Massakern immer einen heiligen Spruch auf, "Pulp Fiction" lässt grüßen. Was nicht heißt, dass der Film zuviel vom Vorbild abkupfert, sondern glücklicherweise einen ganz eigenen Stil entwickelt. Nicht, wie so oft, ein langweiliger Tarantino-Abklatsch.
Ein Sonderlob gibt es für die Schauspieler. Sean Patrick Flanery und Norman Reedus sind zwar unbekannt, spielen ihre Hauptrollen recht cool, auch wenn sie von einem Travolta oder Jackson natürlich weit entfernt sind. Auch ansonsten ist mir keine Fehlbesetzung aufgefallen. Der Beste von allen ist aber sicherlich Willem Dafoe. Hier hat er pausenlos die Lacher auf seiner Seite, als exzentrischer Polizist, der später auf die Seite der MacManus Brüder wechselt. Höhepunkt sein Auftritt als Frau, aber schon davor äußerst überzeugend in seiner Rolle. Die glaubwürdigste Tunte der Filmgeschichte :-)
Bei der Musik hat man etwas experimentiert. Auf der einen Seite wilde Rockklänge bei einigen Schießereien, auf der anderen Seite ruhige Kirchenlieder und irische Volksgesänge. Letzteres dürfte kaum ein Filmfan freiwillig hören, aber was soll’s, zum diesem Film passt es auf jeden Fall.
Alles in allem nicht ernst zu nehmen, auch wenn der Abspann dazu anregen will, nachzudenken. Für einen Filmabend aber auf alle Fälle empfehlenswert, man sollte allerdings den eigenwilligen Humor mögen und sich von einer gehörigen Portion Menschenverachtung nicht abschrecken lassen. Dann wird man diesen Film lieben. Ruhig mal ausprobieren!