1965 wurde im Rahmen der Serie „Detektive“ auch eine Sherlock Holmes-Episode, „The Speckled Band“, ausgestrahlt. Darsteller von Holmes und Watson waren Douglas Wilmer und Nigel Stock, und offenbar stimmte die Quote, denn die beiden gingen mit 12 weiteren S/W-Episoden in Serie.
1968 wollte die BBC die Serie, nun in Farbe, fortsetzen, doch Douglas Wilmer hatte keine Lust, da ihm 10 Tage Drehzeit pro Folge zu wenig waren. Leider war man aber aus rechtlichen Gründen gezwungen, die neuen Folgen als zweite Staffel zu veranschlagen, da eine neue Serie neue Provisionen an die Doyle-Erben bedeutet hätte. Stock blieb also Watson. Nachdem auch noch John Neville (Akte X), der ebenfalls bereits Holmes gespielt hatte (in einer gialloartigen Jack the Ripper-Variante) abgelehnt hatte, verpflichtete man nun Peter Cushing, der den Detektiv bereits 10 Jahre zuvor in der Verfilmung der Hammer-Studios von „Der Hund von Baskerville“ gespielt hatte. Man hatte großes vor, immerhin war es die erste farbige Serie der BBC, geplant waren zahlreiche Gaststars (Orson Welles, Peter Ustinov, Sean Connery und George Sanders) und Originalschauplätze, doch leider wurde daraus nichts. Bei Folge 4 & 5, einer zweiteiligen Version des „Hund von Baskerville“, wurde das Budget derartig überzogen, daß Sparkurs angesagt war. Zudem spielte das Wetter nicht wie gewünscht mit, so daß von den ursprünglich 10 Drehtagen manchmal nur 3 pro Episode veranschlagt werden konnten, da die Serie schon angelaufen war, bevor alle Folgen produziert waren. Die Folge „The Dancing Man“ wurde ausgestrahlt, bevor der Schnitt richtig beendet war. Von Seiten der Zensoren gab es darüber hinaus noch Ärger wegen angeblich zu exzessiver Gewaltdarstellungen. Leider ist es heute nicht mehr möglich, die Serie objektiv zu beurteilen, denn von den ursprünglich 16 Episoden sind nur noch 6 erhalten, was umso mehr schade ist, da sogar 9 davon es seinerzeit ins deutsche TV geschafft haben. Doch sowohl der NDR, der damals die deutsche Bearbeitung übernahm, als auch die BBC haben Idioten auf ihrer Gehaltsliste, die die Masterbänder vernichtet haben, ob versehentlich oder mit Absicht, ist unbekannt. Vor einigen Jahren hat die BBC die verbliebenen Folgen auf DVD veröffentlicht, und dabei sogar an (englische) Untertitel gedacht, so daß man mit halbwegs passablen Englischkenntnissen gut mitkommt.
Folge 2: A Study in Scarlet
Verfilmung der ersten Holmes-Story überhaupt, allerdings stark komprimiert auf 50 Minuten, so daß einige Elemente verlorengehen, etwa das Kennenlernen von Holmes und Watson, was allerdings mitten in der Serie wenig sinnvoll gewesen wäre. Passable Krimi-Unterhaltung mit einem hervorragenden Cushing, allerdings etwas fahrig inszeniert.
Folge 4 & 5: The Hound of the Baskervilles
Man hat gelernt und einen Roman auf 100 statt auf 50 Minuten verteilt. Dem Zuschauer bietet sich eine werk- und sogar (selten!) personengetreue Verfilmung der bekanntesten und wohl auch meistverfilmten Story um den Meisterdetektiv. Gedreht wurde an Originalschauplätzen. Inhaltlich sicher der beste „Hound“, filmisch leider (wie die ganze Serie) auf Statik-Niveau, und das Ende fällt etwas knapp aus. Aber Cushing reißts raus!
Folge 6: The Boscombe Valley Mystery
Adäquate Umsetzung der Kurzgeschichte mit einigen netten Humor-Einlagen. Der Mord erfolgt hier allerdings für die Entstehungszeit doch recht splatterig, und der Darsteller des Mörders chargiert hemmungslos. Dennoch dank Cushing und Werktreue sehenswert.
Folge 15: The Sign of Four
Wie „Study“ leidet auch diese Folge am 50 Minuten-Format und zusätzlich am zusammengestrichenen Budget und der kurzen Drehzeit. Man hetzt durch die Schlüsselszenen des Romans, und Drive kommt nichtmal bei der Verfolgungsjagd mit den Dampfbarkassen auf. Die letzten Szenen mit Watson, Miss Morstan und Sholto wirken dann nur noch unbeholfen aufgesetzt. Selbst Cushings Präsenz rettet diese schwache Folge nicht.
Folge 16: The Blue Carbuncle
Letzte Folge der Serie und gleichzeitig ein weiteres Highlight. Zwar wurde etwas freier mit dem Ablauf der Vorlage umgegangen, doch gibt es wieder einige schöne Szenen, bspw. Watsons Weihnachtsbesuch bei Holmes, dem das Fest relativ egal ist.
Machen wir uns nichts vor – allein die statische Umsetzung verweigert der Serie den Klassikerstatus schon, und leider sind nicht alle Folgen inhaltlich auf einem Level. Dennoch ist Peter Cushing (dessen mangelnde Größe hier durch Kameraeinstellungen und gleichgroße Nebendarsteller kaschiert wird) einer der besten Holmes-Darsteller aller Zeiten, allenfalls getoppt durch Jeremy Brett. Holmes-Fans werden an diesen Folgen ihre helle Freude haben.