Review

Deutschlands Splatter-Nonplusultra

Fast hätte ich Olaf Ittenbachs saftiges Magnus Opus "Premutos" als Stunde Null für den deutschen Splatterfilm bezeichnet, doch dann würde man erstens seine zwei ebenfalls sehenswerten Filmchen "Black Past" und "Burning Moon" zu unrecht unter den Tisch kehren und zweitens behaupten, dass es so etwas wie den deutschen Splatterfilm mittlerweile gibt. Dem ist bekannterweise nicht so. Will man jedoch den Höhepunkt des einstigen deutschen Splatterpapstes sehen und sozusagen eine Art Zusammenfassung seiner "Kunst", dann bleibt nur dieser gefallene Engel. Olaf ist sicher nicht Deutschlands Peter Jackson, doch Parallelen gibt es definitiv und wer auf saftig Geschnetzeltes steht, in Filmform versteht sich, hat aus unserem Land wohl keine bessere und heftigere Wahl. Davor muss man Respekt haben, damit kann man Spaß haben. Besser war und wurde Ittenbach meiner Meinung nach nie. "Premutos" erzählt in vielen plötzlich und konfus eingeschobenen Rückblenden - vom alten Indien über Jesus' Kreuzigung bis ins mittelalterliche Schottland - von dem gefallenen Engel Premutos, der immer wieder versucht die Erde in eine rot gefärbte Hölle zu verwandeln. Nun ist seine Zeit erneut gekommen und auf einer seltsamen Geburtstagsparty erweckt er zum Leben und färbt die Leinwand rot...

"Premutos" hat große Vorbilder, die er nie ansatzweise erreicht. "Premutos" hebt sich an seiner unglaublich epischen Story und Hintergrundgeschichte einen glatten Durchbruch. "Premutos" ist dilettantisch und alles andere als ein klassisch-guter Film. Und dennoch macht er mir saumässig Spaß, macht Party, liefert in Sachen Gore beeindruckend ab und hat in Deutschland schlicht keine Konkurrenz. Er ist oft dermaßen mies und unterirdisch, dass man sowohl mit wie über ihn lachen muss. Obwohl die Darsteller alle spürbar Amateure sind, die Geschichte in der Jetztzeit lange herumstolpert und sich selbst die heftigsten Splatterorgien irgendwann abnutzen, überwiegt hier mein Respekt vor der Leistung, dem Mut und den Eiern von Ittenbach und seinen Kollaborateuren. "Premutos" muss in jede Splatterfilmsammlung. Ohne Wenn und Aber. Hohe Filmkunst it's not. Eine große, spritzige und leidenschaftliche Sause ist es umso mehr. Wenn man weiß, was einen erwartet, kann man mit dem Erlebnis und Ergebnis zufrieden sein. Fast ist man geneigt zu träumen, was Ittenbach mit mehr Budget und einem (viel besseren) Drehbuch hätte zaubern können. Erlebt haben wir das nie, nach "Premutos" ging es abwärts. In diesem Fluss aus rotem Lebenssaft und enorm starken, handgemachten Effekten zu schwimmen, gehört auf jede ordentliche Bucketliste. Allein um mitzureden und den Hut zu ziehen. Deutscher Kult.

Fazit: nie zuvor und nie danach hat es in der Bundesrepublik mehr gesuppt - "Premutos" ist herrlich überambitioniert, charmant amateurhaft und genial gorig. Trash, Schund, Müll, Quatsch - ja, das stimmt. Aber von der Sorte, wie man ihn nicht allzu oft im Leben sieht. Vielleicht nicht der deutsche "Braindead", aber ein berüchtigter Meilenstein nichtsdestotrotz. Ittenbachs Feinster!

P.S.: Die neue Blu-ray mit dem epischen Directors Cut und (für sein Niveau) erhabener Bildqualität ist wohl die ultimative Veröffentlichung auf ewig!

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