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Nachdem Brian G. Hutton mit „Agenten sterben einsam“ einen Oberkracher gelandet hatte, ging er zwei Jahre später mit „Stosstrupp Gold“ noch mal das Thema Zweiter Weltkrieg an – nicht ganz so überragend, aber immer noch schwer unterhaltsam.
Huttons Vision des Zweiten Weltkrieges fällt hier jedoch weitaus weniger heroisch aus: Unter den amerikanischen Soldaten macht sich an der Front in Frankreich Kriegsmüdigkeit breit, Zugführer Big Joe (Telly Savalas) möchte Städte nur wegen bequemer Hotels dort einnehmen und die größte Sorge einiger Vorgesetzter ist es, wie sie bloß eine Yacht am besten requirieren und unbeschadet nach Hause kriegen. Das ist allerdings nicht als kritisches Soldatenbild gedacht, sondern etabliert schnell den locker-leichten Ton von „Stosstrupp Gold“, der als humorvolles, ironisches Kriegsabenteuer daherkommt.
Auch Kelly (Clint Eastwood) möchte im Kriegstreiben Profit machen und sieht die Chance als er von einem gefangenen deutschen Offizier Hinweise auf eine Ladung Goldbarren im Wert von 16 Millionen Dollar erhält. Kelly plant sich das Gold zu schnappen, weiht weitere Soldaten dafür mit ein und so wird die Truppe vorgestellt: Neben Kelly und Big Joe trifft man noch den Versorgungsoffizier Crapgame (Don Rickles), der stets auf Gewinn bedacht ist, sowie den Panzerfahrer Oddball (Donald Sutherland) eine Art Hippievorläufer, dessen Untergebene auch allesamt Richtung Blumenkinder daherkommt. Damit hat man schon mal eine illustre Truppe zusammen.

Nachdem Kelly einiges an Überzeugungsarbeit geleistet hat, rücken Big Joes offiziell auf Urlaub befindlicher Zug sowie Oddballs drei Sherman-Panzer in Richtung der kleinen französischen Ortschaft, in der das Gold lagert. Doch diese ist schwer bewacht und auf dem Weg muss man sich noch durch die feindlichen Linien schlagen…
Die Story von „Stosstrupp Gold“ ist ebenso beschwingt wie ungewöhnlich. Geradlinig wird hier Hatz nach dem Gold abgefeiert, aber damit das Ganze stets spannend ist, tauchen natürlich zahlreiche Hindernisse in Form von zerstörten Brücken, Feindverbänden usw. auf. Die Hochspannung von „Agenten sterben einsam“ kommt zwar nicht auf, doch „Stosstrupp Gold“ bleibt stets kurzweilig. Wenig ernst nehmen sollte man das Deutschenbild, das recht klischeehaft ist, auch wenn Hutton die Klischees am Ende des Films ein wenig ironisiert. Zudem dienen die Deutschen hier nur als Kanonenfutter, denn bei der Gegenüberstellung der Verluste merkt man klar, dass das hier kein realistischer Kriegsfilm sein will.
Das passt dann aber auch gut zu dem humorvollen Ton von „Stosstrupp Gold“: Nie kann man die Hallodris ernst nehmen, denen keine Ideale, sondern nur das eigene Wohl am Herzen liegen. Umso witziger ist dann die Tatsache, dass das Hauptquartier die Goldsuche für eine beherzte Offensive aus eigenem Antrieb hält und Kellys Truppe auch noch als Helden abfeiert. Die Szene, in welcher der General am Funkgerät wahre Freudensausbrüche deswegen hat, ist einer der größten Brüller. Ansonsten sind meist Oddball (in der deutschen Fassung Spinner getauft) und seine Chaotentruppe für die Gags zuständig, die sich vor normalen Einsätzen drücken und bei Kampfhandlungen auch ganz gerne mal Blumenkindermusik über Lautsprecher spielen.

Wichtigster Punkt bei „Stosstrupp Gold“ sind jedoch mal wieder die Kampfszenen und die haben es in sich: Mit Panzern, Granaten und allerlei Feuerwaffen zerbröseln Kelly und seine Jungs deutschen Widerstand, wobei das Finale (ähnlich wie bei „Agenten sterben einsam“) extrem ausgiebig und packend geraten ist. Die Pyrotechnik leistet einen tollen Job, die Stunts sind sehenswert und der Munitionsverbrauch hoch, da Menge und Länge der Actionszenen das Zuschauerherz höher schlagen lassen.
Clint Eastwood spielt hier mal wieder den harten Hund und ist so gut wie immer, doch ganz so genial wie bei „Agenten sterben einsam“ ist er nicht. Das liegt vor allem an Donald Sutherland, der Eastwood mit seiner durchgeknallten Art in diversen Szenen die Show stiehlt. Doch auch Telly Savalas als Zugführer hat genug Ausstrahlung um neben seinen beiden Weggefährten aufzufallen. Der Rest der Darsteller (u.a. ein ganz junger Harry Dean Stanton) leistet auch gute Arbeit, kann jedoch nicht gegen die drei anstinken.

Alles in allem bekommt man mit „Stosstrupp Gold“ einen humorvollen Mix aus Krieg, Action und Komödie geboten, der extrem kurzweilig ist. Da vergisst man auch die Klischees und die paar ungeschickten Anflüge von Sentimentalität bei ein paar Heldentoden gerne. Nicht ganz so fesselnd und atmosphärisch wie „Agenten sterben einsam“, doch dufte Unterhaltung.

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