Review
von sPeEdCoRe[PuNk]
Tja nun. Wie das so ist mit den Geniestreichen großer Regisseure...
Man muss ja nicht alles an "Bonnie und Clyde" oder "Little Big Man" messen. Da wäre die Latte auch zu hoch angesetzt.
Nach einem Bühnenstück von Horton Foote mit einem wirklich erstklassigen Schauspielerensemble dicht und packend inszeniert, allen voran einem charismatischen Marlon Brando und einem jungen, damals noch eher unbekannten Robert Redford, der leider nur wenig - das liegt an der Rolle - zum Zuge kommen darf. Brando als der einsame Sheriff - klassisches Westernthema- der versucht, den jungen geflohenen Sträfling Redford vor der aufgebrachten Meute der Bürger zu schützen und dabei selbst in Lebensgefahr gerät. Denn um Gerechtigkeit geht es dem Lynchmob schließlich nicht. Um Brot und Spiele geht es. Allesamt ein wenig sympathischer Haufen menschlicher Erbärmlichkeit, so treten hier die meisten Akteure in Erscheinung. Derselbe Haufen, den Lars von Trier in seinem "Dogville" einer härteren Betrafung preisgibt und bis zum Kleinkind abschlachten läßt. Hier bleiben die Bürger ungeschoren. Ein wenig wie Biedermann und die Brandstifter, aber eben auf texanisch.
Sehr deutlich trifft Penn in seiner Darstellung den gesellschaftlichen Zustand der Südstaaten der USA in den 60ern. Neureiche Ölbarone, neidische angepaßte, von Vorurteilen geprägte Spießbürger mit gelangweilten untreuen Ehepartnern, selbstzufriedene Scheinheilige Denuzianten, zerfallene Werte wohin man blickt (die Ehe als einzige gesellschaftliche Farce). Allerdings gelingt dies streckenweise nur abrisshaft und entbehrt - gerade hinsichtlich der nur ansatzweise berührten Thematik des Rassenhasses in Gestalt des vom Mob vermöbelten "Negers", einer moralischen Entschiedenheit und Eindeutigkeit, die den Stoff hätte größer sein lassen, als das was er hier ist. Da hilft auch die leicht groteske Note ala Penn nicht weiter, die nur hin und wieder einfliessen darf, ohne die eindringliche Präsenz eines "Little Big Man" zu erreichen.
Ambitioniert, aber noch kein Geniestreich eben...
Mir war der Film eine 7 wert. Der Schauspieler wegen. Im Wesentlichen.