Eigentlich war Production IG’s Animekracher Blood: The Last Vampire, aus dem Jahr 2000, ja als dreiteilige OVA konzipiert. Aufgrund der Kosten wurde hiervon allerdings nur ein Teil realisiert. So gut der Film auch war, die Story kam bei der Spieldauer etwas kurz. Wie es mit Saya weiter geht kann man in dieser 52teiligen Anime Serie Blood+ anschauen, die faktisch ein Sequel zum Film darstellt.
Am Ende des Vorgängers starten die ersten US-Flieger nach Vietnam und genau dort setzt die extra blutige Eröffnungssequenz der Serie ein bevor es einen großen Zeitsprung 30 Jahre in die Zukunft gibt. Hier treffen wir in Okinawa erst mal eine etwas andere Saya, eine normale Schülerin, die sich ihrer besonderen Fähigkeiten nicht bewusst ist und glücklich mit ihrer Adoptivfamilie ein beschauliches Dasein fristet. Ehrlich gesagt sind Geschichten, die auf der Amnesie des Helden aufbauen meist etwa einfallslos konstruiert, und besonders geschickt geht auch Blood+ nicht mit dieser Ausgangssituation um, allerdings dauert es nicht all zu lange bis die gute Dame wieder ein Schwert in der Hand hat und munter Dämonen in Scheiben schneidet. Anfangs werden viele vertraute Elemente wieder ausgegraben, es gibt eine nahe Militärbasis, mysteriöse Morde, Schulmädchenkostüme und natürlich blutige Auseinandersetzungen mit alptraumhaften Gestalten.
Die fünfzigteilige Serie entfaltet über die Spieldauer eine recht komplexe Hintergrundgeschichte zur Entstehung der Vampire und wirft auch immer wieder neue Parteien, wie verdeckte Regierungsorganisationen, mystische Geheimbünde und sich nicht immer freundlich gegenüberstehende Vampirclans, inklusive der extra fiesen Oberschurkin Diva, ins Spiel. Die ganze Story wird dadurch aber ein wenig überkonstruiert und wenn man die Serie über einen längeren Zeitraum verteilt sieht kann man schnell den roten Faden verlieren. Es gibt zwar grobe Storykomplexe, die meist mit einem Handlungsort verbunden sind, denn die Geschichte führt uns in bester James Bond Manier um den Globus, aber ansonsten sind die Folgen alle handlungsrelevant und sollten nicht einzeln oder außerhalb der chronologischen Reinfolge konsumiert werden.
Die Schauplatzwechsel sorgen für Abwechslung es ist erfrischend anzuschauen, dass wir neben dem relativ gewöhnlichen Japan Setting auch viel Zeit im verschneiten Russland, in Paris oder in einer ländlichen englischen Gegend verbringen. Vor allem kommen so interessante Nebencharaktere ins Spiel. Die Charaktere sind in Blood+ eine durchwachsene Angelegenheit, zwar haben sich die Autoren Mühe gegeben die Figuren mit Hintergrund und Motivation zu versehen, allerdings wird das ganze etwas zu breit und vor allem etwa zu oft ausgewalzt. Man kann sich sicher sein, dass Saya sich mindestens 1,5 mal pro Folge um das Wohl ihrer Familie sorgt und dass Stiefbruder Kai mindestens alle 2,5 Episoden eine Rede hält, wie wichtig es für ihn doch sei Saya vor den Übeln dieser Welt zu schützen. Im späteren Handlungsverlauf kann man Dialoge ziemlich akkurat vorhersehen wenn man sieht welche zwei Figuren sich zum Gespräch einfinden. Irgendwann ist einfach alles gesagt, aber um die Spieldauer voll zu bekommen kann man dieselben Dialoge mit etwas mehr Dramatik natürlich immer mal wieder einstreuen. Ein paar Folgen weniger wären hier vielleicht mehr gewesen, die Story bleibt zwar interessant und es gibt auch reichlich Wendungen, aber die Charakterentwicklung stagniert irgendwann, so dass es immer mal wieder zu unangenehmen Längen kommt. Man bekommt auch nicht unbedingt die Saya die man erwartet, die skrupellose Söldnerin des Films ist zwar immer noch vorhanden, aber verborgen unter einer emotionalen Schale die erst mal wieder abgetragen werden muss.
Der Ton ist insgesamt weniger düster und deutlich bunter als im Film, wobei die Handlung aber mit einigen sehr unerwarteten Härten immer wieder daran erinnert, dass man zwar ein jugendliches, aber bei weitem kein kindliches Publikum anzusprechen versucht, die titelgebende Substanz in rauen Mengen tut ihr übriges. Action gibt es reichlich und ja, auch mit Blut wird, wie gesagt, nicht gegeizt. Da neben den normalen Vampiren/Dämonen/Chiopterans auch noch die mit speziellen Kräften ausgestatten Chevaliers, quasi die Leibgarde von Saya und ihrer Antagonistin Diva, hinzukommen ist für viele effektgeladene Auseinandersetzungen gesorgt. Technisch steht Blood+ auf dem selbem Niveau wie die, ebenfalls von Production IG produzierte Serie Ghost in the Shell: Stand Alone Complex. Animationen werden zwar manchmal etwas minimalistisch gehalten, aber Detailgrad und Soundtrack sind nahe der Brachenspitze anzusiedeln, aber man muss realistisch bleiben, gegen den spektakulären visuellen Stil des Films macht die Serie keinen Stich.
Fazit: Blood+ ist eine gelungene Weiterführung der Geschichte um Vampirjägerin Saya, welche im Vergleich zum vorangegangen Kinofilm etwas leichtfüßiger und weniger stilisiert daherkommt. Die komplexe Handlung gepaart mit abwechslungsreichen rasanten Actionszenen vermag den Zuschauer zu fesseln. Vielleicht hätten ein paar Folgen weniger das ganze straffen können, denn gerade in den etwas sentimentalen Charakterszenen schleichen sich zähe Wiederholungen ein. Insgesamt für jeden Animefan empfehlenswert, für Fans des Films sowieso Pflicht, aber es kann nicht schaden für die ein oder andere Stelle mit der Funktionsweise für die Erhöhung der Abspielgeschwindigkeit seines DVD-Players vertraut zu sein.