Pirates of the Caribbean 2 - oder: Wie versenkt man einen Film im Meer der Mittelmäßigkeit?
Jack's back. Hurrah. Aber zu welchem Preis? War Bruckheimer so in Eile Teil 2 nachzuschieben, bevor der erste in Vergessenheit gerät, daß er auf ein vernünftiges Drehbuch verzichtet hat? Okay. Zugegeben: Bruckheimer und vernünftiges Drehbuch in einem Satz zu verwenden ist schon eine ziemliche Anmaßung. Drehbücher waren schon immer bei ihm zweitrangig - anders ist es auch nicht zu erklären, daß dieses völlig überfrachtete Geschreibsel von ihm abgenommen wurde. Richtig fassungslos darf man aber angesichts dessen werden, dass weder er noch Verbinski es verhindert haben, dass dieses Geschmiere dann noch auf die große Leinwand gehievt wurde.
Nein, ich möchte es gar nicht in Abrede stellen. Der Film hatte seine tollen Momente. Es gab Momente guter Action, Momente tollen Witzes, Momente guter Effekte, Momente von Spannung. Nur leider selten 2 oder mehr auf einem Fleck - und mit viel zu großen, belanglosen Hängern dazwischen, in denen weder etwas unterhaltsames (und - let's face it: - das ist die einzige Gratifikation die man sich von dem Film erhoffen durfte und eigentlich von ihm auch versprochen wurde) noch für die globale Story bedeutsames passierte.
Das pacing stimmte vorne und hinten nicht. Die geballten Actionszenen wiederholten sich dann auch noch unangenehm - es war nicht gerade spannungsfördernd, daß die Krake 3 Schiffe zerlegte oder dass nach der rollenden Kugel noch ein rollendes Mühlrad folgte, obgleich die Macher es beim Mühlrad wenigstens noch geschafft haben, hier ein paar weitere Lacher zu melken.
Von allem hätte es weniger sein können. Das (sinnlose) Kannibalenintermezzo hätte eigentlich ganz raus (auch wenn damit ein erschreckender Großteil der Lacher rausgefallen wäre) aber zumindest wesentlich gekürzt werden können. Das Filmemacher ab einem gewissen Einspielergebnis zu große Macht bekommen, ist nicht immer förderlich. Sonst hätte sicher kein Studio die 150 Min. dafür durchgehen lassen. Und es hätte ein paar Kontrollinstanzen gegeben, die nicht so gnadenlos betriebsblind gewesen wären.
Das Hightlight war diesmal einzig und allein Johnny Depp. Keine Frage, Bloom und Knightley haben sich mehr als wacker geschlagen, aber keiner hatte solch eine Mischung aus dankbarer Rolle und Spiellust wie Depp. Und keiner kann dieser Mischung aus Diven- und Tuntenhaftigkeit, gemischt mit Alkoholdelirium und allgemeinem Irrsinn das Wasser reichen. Und doch auch Jack Sparrow droht gegen Ende sich totzulaufen, wenn man von seinen Intrigen und Nicht-Intrigen langsam die Nase voll hat.
Wenn dann auch noch Figuren aus dem ersten Teil rübergerettet werden, sie aber nur noch reinen Staffagecharakter haben (Davenport, Arenberg, Crook), hinterläßt das einen besonders schalen Beigeschmack.
Die Kamera und Effekte waren gut, das Kreaturedesign durchaus einfallsreich, aber durchaus grenzwertig.
Die Musik war eine weitere Enttäuschung. Nach dem "overproducing" des Scores aus dem ersten Teil hat hier Zimmer nun selbst in die (Rechner-)Tasten gegriffen und was gewohnt einfallsloses zusammengesampelt, das seine besten Momente dann hatte, wenn der Score des ersten Teils zitiert wurde ...
Pirates 1: 9,5/10
Pirates 2: 5/10