Erneut spielt Johnny Depp den Piratenkapitän Jack Sparrow, der nun feststellen muss, dass er bei einem mysteriösen Piraten, dem Kapitän des Fliegenden Holländers, gespielt von Bill Nighy, eine Blutschuld hat, die es nun zu begleichen gilt. Dafür verwickelt Sparrow zwei seiner ehemaligen Begleiter, gespielt von Keira Knightley und Orlando Bloom, die eigentlich in den Hochzeitsvorbereitungen stecken, in sein neues Abenteuer.
Dass Jerry Bruckheimer in seiner grenzenlosen Geldgeilheit nach dem großen finanziellen Erfolg seines Piratenabenteuers "Fluch der Karibik" eine Fortsetzung folgen lassen würde, war eigentlich schon vorherzusehen, da aber erneut Verbinski die Regie übernahm und nahezu derselbe Cast verpflichtet wurde, konnte man sich von diesem ähnlich viel erwarten, wie vom Vorgänger, umso bedauerlicher ist es, dass man über zwei Stunden lang dabei zusehen muss, wie das Potential des Films und des Vorgängers verschenkt wird und das Endprodukt, das ein richtig guter Blockbuster sein könnte, irgendwo im Mittelmaß versinkt.
Schon beim ersten Teil war die Story nicht gerade herausragend, aber sie war unterm Strich solide, was diesmal leider nicht der Fall ist. Bei der Charakterkonstruktion ist den Machern offensichtlich nichts Neues mehr eingefallen, so werden die Konflikte und Spannungsverhältnisse vom Vorgängerfilm einfach übernommen und nicht neu überarbeitet. Der Plot, der noch schwächere, wirrere Wendungen macht, als der des ersten Teils, ist leider überaus schwach geworden. Zunächst einmal ist der Anfang sehr holprig erzählt, bereits beim Anknüpfen an Teil 1 ergeben sich also schon erste Lücken und ein echtes Ende weist der Film ebenfalls nicht auf, so endet das Geschehen sehr abrupt und die Auflösung der Geschehnisse wird unvermittelt auf den dritten Teil, der ursprünglich als Trilogie angekündigten Reihe vertagt, von einem eigenen, abgeschlossenen Film kann also überhaupt nicht die Rede sein. Das halbgare Geschehen fesselt leider kaum, da das Handlungskonstrukt keinen durchgehenden dramaturgischen Aufbau aufzuweisen hat und die Wendungen zu sehr in fantastische, wirre Verstrickungen führen, die einen als Zuschauer beim besten Willen nicht an den Film fesseln wollen. Unterm Strich ist das Konstrukt zu fantastisch, zu irreal, zu konfus, zu planlos.
Inszenatorisch überzeugt das Geschehen dabei jedoch erneut. Gore Verbinski, der auch schon bei "Fluch der Karibik" Regie führte und zwischen den beiden Teilen der Reihe außerdem mit "Weather Man" in Erscheinung trat, setzt auch diesmal die Weiten des Meeres und die traumhaften Karibikinseln, sowie die rundum überzeugenden Action-Szenen, die sowohl mit tricktechnisch einwandfreien Spezialeffekten und hervorragend choreographierten Schwertkämpfen gut zu unterhalten wissen, und die hervorragenden Darsteller gekonnt in Szene. Etwa bei dem dynamischen und amüsanten Schwertkampf im rollenden Mühlenrad sieht man das Potential des Films und die großen Stärken des Vorgängers aufblitzen und fragt sich dann, was sich die Autoren beim Drehbuch gedacht haben mögen. Ebenfalls makellos ist auch diesmal der Einsatz des überragenden Scores von Zimmer und Badelt, der das Geschehen perfekt unterlegt, in den richtigen Momenten das Tempo erhöht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Schwächer als beim ersten Teil ist Verbinskis Inszenierung leider dennoch, so fehlt der Charme des Vorgängers unter Anderem, weil die Liebesgeschichte Knightley/Bloom aufgesetzter wirkt, weil manche Gags diesmal eher in den Slapstick-Bereich abrutschen und ebenfalls nicht den Charme des ersten Teils erreichen und darüber hinaus entsteht zu keinem Zeitpunkt eine düstere Atmosphäre, zum einen, weil die Story dafür zu lachhaft geworden ist und, weil die Besatzung des Fliegenden Holländers, die an eine Freakshow erinnert, nicht sonderlich furchteinflössend wirkt, zum andern, weil Verbinski es gar nicht so recht versucht, Spannung zu erzeugen und stattdessen leider noch ein bisschen Slapstick einbaut, wobei natürlich auch der eine oder andere Gag zündet. Unterhaltsam ist der Film damit, aber weder sonderlich spannend, noch mitreißend.
Immer wenn Längen aufkommen und Verbinski an seine Grenzen stößt, ist Johnny Depp ein sicherer Rückhalt, der diese wenigstens ein bisschen unterhaltsamer gestaltet. Als Seetunte Jack Sparrow überzeugt Depp auch diesmal voll und ganz, verbucht mit seiner grandiosen Mimik, die diesmal vielleicht ein bisschen zu sehr in Richtung Slapstick geht, Lacher am laufenden Band, lässt aber auch die anderen Sprüche und Gags perfekt vom Stapel. Auch seine Gestik könnte kaum amüsanter sein, man denke nur an die Szene, in der er vor einem Eingeborenenstamm flüchtet. Seine Leinwandpräsenz ist ebenfalls enorm hoch und damit ist die Leistung einfach exzellent und die Rolle die beste seiner bisherigen Karriere, auch wenn sie hier schon erste Verschleißerscheinungen zeigt.
Keira Knightley zeigt eine rundum souveräne Vorstellung, was nach ihrer Glanzleistung in "Stolz und Vorurteil" auch nicht anders zu erwarten war. Trotz ihres zerbrechlichen Äußeren ist sie in der Rolle der starken Frau voll überzeugend. Orlando Bloom spielt erneut solide, geht aber auch diesmal neben seinen bestens aufgelegten Kollegen ein wenig unter und lässt den Klassenunterschied zu den beiden Charakterdarstellern mehrfach aufblitzen. Dass der, im ersten Teil enorm präsente Geoffrey Rush in der Rolle des Bösewichts diesmal fehlt, kann leider nicht von Bill Nighy kompensiert werden, wofür er aber rein gar nichts kann, da seine Mimik unter der Maske kaum zu erkennen ist. Der restliche Cast ist ebenfalls überzeugend, so spielt Jack Davenport die Rolle des ehemaligen Kommodores erneut ordentlich, Jonathan Pryce zeigt sich gewohnt stark, genauso, wie Charakterdarsteller Stellan Skarsgard.
Fazit:
Unter darstellerischen Gesichtspunkten gibt es auch diesmal beinahe ausschließlich erfreuliche Aspekte am Film, besonders Johnny Depp ist einfach famos. An den Effekten, der handwerklichen Arbeit von Verbinski und dem hervorragenden Score gibt es ebenfalls kaum etwas zu bemängeln. Was den Film weit hinter seinen Vorgänger zurückfallen lässt ist so im Endeffekt die miese Story, die nicht so recht an den ersten Teil anknüpft, ein überaus unbefriedigendes Ende aufweist, mitunter wirr und konfus wirkt, zu weit ins fantastische Abgleitet, den Aufbau von Spannung erheblich behindert und den Film nicht übers Mittelmaß hinauskommen lässt.
62%