Review

Eiskalte Eskalation

Beeindruckend. Abschreckend. Mächtig. Fies. Kalt. Grau. Desillusionierend. Verschneit. Versprengt. Unmenschlich. All das sind Worte und Begriffe und Gefühle, die „Stalingrad“ auslöst - und das teils zum Extrem. Gepaart mit einem absoluten Gänsehaut-Score, seinem riesigen Aufwand (nicht nur für eine deutsche/europäische Produktion) und einer sehr neutralen Schilderung des Kriegshorrors - fertig ist einer der besten und international leider noch immer etwas unbekannteren Kriegsfilme aller Zeiten. Joseph Vilsmaiers „Stalingrad“ greift dem etwas glatteren, hollywoodnäheren „Enemy At The Gates“ wesentlich unangenehmer vor und erzählt von der vielleicht grausamsten Schlacht, die die Menschheit (gegen sich selbst) je geschlagen hat… 

„Das Boot“ an Land und im Schnee?

„Stalingrad“ ist echt eine Prüfung. Unangenehm, anstrengend, eintönig. Ein Höllenloch aus Eis, Blut, Testosteron und Heimweh. Und genau dieses Gefühl - dass man will, dass das aufhört - ist seine größte Stärke. Alles weiss, alles scheiss'. Winterlich, brutal, lebensfeindlich. Metallisch und marode. Industrielle Zerstörung. Man will da nur noch weg. Warum ist man da, warum machen Menschen das, was soll der Bullshit. „Stalingrad“ kann ermüden und zermürben. Nein, er will das sogar. Ungeschönt, unkommentiert, unerhört. Selten war (Hollywood-)Kitsch weiter weg. Schlachtengemälde, Alptraum, Wendepunkt. „Stalingrad“ hat rein gar nichts Versöhnliches, Unterhaltsames, Beschönigendes. Wie gesagt, das kann auf manche sicher etwas eintönig, abstoßend und minimalistisch sein. Weiß trifft Schweiß trifft Kreich. Und gerade in heutigen Zeiten oder im Ausland könnte es etwas seltsam wirken, dass der Nationalsozialismus hier nahezu nie direkt kommentiert und missbilligt wird. Doch all das sind höchst bewusste und clevere Entscheidungen, die „Stalingrad“ abheben und noch niederschmetternder, realer und ausweglos-menschlicher wirken lassen. Ein Mahnmal. Ein Tiefschlag. Ein Mammutprojekt. Hoth wirkt dagegen wie ein Kindergeburtstag. Und was ist denn das bitte für ein Score… Alter Vatter Frost! Schmerzhaft und traurig, besonders wenn man bedenkt, wieviele Opas und Uronkel von fast jedem von uns dort waren, starben, verletzt wurden oder in Kriegsgefangenschaft gerieten. 

Eisbrecher in Ehren

Fazit: einer der (zumindest international) unterschätztesten Kriegsfilme aller Zeiten… „Stalingrad“ ist noch immer ein aufwändiger Antikriegsschocker, der mitreißt, enorm beeindruckt und das Blut in den Adern gefrieren lässt. Abgefuckt am Arsch der Welt. Tundratotqlschaden. Eine wahre Warnung. Da will keiner mehr hin… zumindest sollte es so sein.  

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